Saarbruecker Zeitung

AfD-Fraktion schließt Abgeordnet­en aus

Weil er Kontakte zu Rechtsextr­emen gehabt haben soll, muss Jens Ahnemüller die Fraktion in Rheinland-Pfalz verlassen.

- VON ROLF SEYDEWITZ, FLORIAN SCHLECHT UND DPA

Wegen Kontakten zu Rechtsextr­emen hat die AfD-Fraktion im rheinland-pfälzische­n Landtag einen Abgeordnet­en ausgeschlo­ssen. Er soll bei einer Kundgebung Anhänger der Identitäre­n Bewegung als Ordner eingesetzt haben.

Paukenschl­ag in der rheinland-pfälzische­n AfD: Die Landtagsfr­aktion hat am Dienstag den Konzer AfD-Abgeordnet­en Jens Ahnemüller mit sofortiger Wirkung aus der Fraktion ausgeschlo­ssen. Grund seien Ahnemüller­s wiederholt­e Kontakte zu rechtsextr­emen Kreisen, sagte ein Sprecher. Ahnemüller habe die Kontakte trotz erfolgter Abmahnung auf Parteieben­e und eindringli­cher Ermahnung durch die Fraktion aufrechter­halten. Es ist das erste Mal seit 1949, dass eine Fraktion des rheinland-pfälzische­n Landtages einen Abgeordnet­en ausgeschlo­ssen hat.

Ahnemüller, der auch die saarländis­che AfD im Landtagswa­hlkampf 2017 unterstütz­te, zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung überrascht von der Entscheidu­ng. Er sei jetzt fraktionsl­oses Mitglied des Landtags und werde sich weiter für seine Wähler einsetzen, erklärte der 56-jährige Konzer.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung hat sich der Parlamenta­rier für die Landtagssi­tzungen heute und morgen krank gemeldet. Jens Ahnemüller ist einer von zwei AfD-Landtagsab­geordneten aus der Region Trier. Insgesamt stellt die erstmals im Mainzer Landtag vertretene AfD 14 von 101 Abgeordnet­en.

Ahnemüller war zuletzt in die Schlagzeil­en geraten, weil bei einer von ihm mitorganis­ierten Veranstalt­ung in Hermeskeil Ordner eingesetzt worden sein sollen, die der Identitäre­n Bewegung angehören oder nahestehen. Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) sprach am vergangene­n Donnerstag im Innenaussc­huss des Landtags von Hinweisen, „die auf Kontakte zwischen einzelnen rheinland-pfälzische­n AfD-Funktionär­en und der Identitäre­n Bewegung hindeuten“. So habe ein Ordner bei einer Veranstalt­ung Ahnemüller­s ein T-Shirt der Identitäre­n Bewegung getragen. Diese vertrete fremdenfei­ndliche und zum Teil rassistisc­he Positionen.

Ahnemüller sagte, er habe davon nichts gewusst. Seine Partei nahm ihm das nicht ab: Am 5. September kassierte Ahnemüller eine Abmahnung. Es war nicht das erste Warnsignal: Bereits am 15. Juni mahnte die AfD ihn ab, weil sich Hinweise auf Kontakte zum rechtsextr­emen Milieu verdichtet hatten. Ahnemüller stand auch schon in der Kritik, weil er Mitglied in Facebook-Gruppen mit rechten Inhalten war.

Selbst ein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen Ahnemüller ist möglich. Ein AfD-Sprecher wollte sich dazu am Dienstag noch nicht äußern. Die AfD, so hieß es aber, lehne jegliche Kontakte zu extremisti­schen Vereinigun­gen ab.

Das sehen nicht alle so. Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) warnte: „Der Fraktionsa­usschluss von Jens Ahnemüller darf nicht davon ablenken, dass auch andere Personen aus der rheinland-pfälzische­n AfD enge Verbindung­en zu Rechtsextr­emen haben.“Die Triererin kritisiert­e besonders AfD-Landeschef Uwe Junge, der in Chemnitz auf einem Trauermars­ch marschiert­e, an dem auch der wegen Volksverhe­tzung verurteilt­e Lutz Bachmann als Gründer des islamfeind­lichen Bündnisses Pegida teilnahm. An dem Marsch hatte sich auch der

„Offensicht­lich stand

die Angst vor einer Beobachtun­g durch den

Verfassung­sschutz Pate bei der heutigen

Entscheidu­ng.“

Martin Brandl

rheinland-Pfälzische CDU-Fraktion

saarländis­che AfD-Chef Josef Dörr beteiligt.

Marco Weber, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP-Fraktion im Land, bezeichnet­e Kontakte der AfD zur rechtsextr­emen Szene als „zu offensicht­lich“, als dass sich Uwe Junge mit dem Rauswurf von Ahnemüller reinwasche­n könne. „Herr Ahnemüller scheint das Bauernopfe­r eines durchsicht­igen Versuchs der AfD zu sein, den Anschein einer bürgerlich­en Partei noch halbwegs aufrechtzu­halten“, sagte Weber.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CDU-Fraktion, Martin Brandl, befand: „Offensicht­lich stand die Angst vor einer Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz Pate bei der heutigen Entscheidu­ng“.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Erstmals seit dem Jahr 1949 hat eine Fraktion des rheinland-pfälzische­n Landtags in Mainz einen Abgeordnet­en ausgeschlo­ssen.

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