Saarbruecker Zeitung

Bayern und Hoffenheim starten in Königsklas­se

Bundesligi­st TSG 1899 Hoffenheim will nicht nur die Hymne hören. Zum Auftakt geht’s gegen Schachtjor Donezk.

- VON ULRIKE JOHN

Der FC Bayern München und die TSG 1899 Hoffenheim starten heute in die neue Saison der Champions League. Die Bayern treten bei Benfica Lissabon an, Neuling Hoffenheim muss zu Schachtjor Donezk in die Ukraine.

(dpa) Julian Nagelsmann hatte ein Lächeln im Gesicht. Voller Stolz und Vorfreude ist der jüngste Trainer der ChampionsL­eague-Geschichte mit dem kleinsten Dorfverein gestern zum Debüt in der Königsklas­se aufgebroch­en. Die TSG 1899 Hoffenheim und der 31 Jahre junge Nagelsmann fordern zum Auftakt der Gruppenspi­ele den ukrainisch­en Meister und Tabellenfü­hrer Schachtjor Donezk. „Wir treten nicht an, um die Hymne zu hören. Wir wollen weiterkomm­en“, verkündet Sportchef Alexander Rosen vor der Partie heute Abend (18.55 Uhr/DAZN) in Charkiw.

Den englischen Meister Manchester City mit Star-Trainer Pep Guradiola, den die TSG im ersten Heimspiel am 2. Oktober in Sinsheim erwartet, sieht Rosen als Topfavorit­en an. Gegen Olympique Lyon und Donezk rechnet sich das Team aus dem 3200-Einwohner-Ort im Kraichgau aber etwas aus. „Diese Spiele wollen wir gewinnen“, bekräftigt Rosen.

Dabei helfen sollen die Erfahrunge­n aus dem Vorjahr, als die TSG in der Europa League Gruppenlet­zter wurde und ausschied. „Wir wollen das ein wenig gerad rücken“, sagt Rosen. Allerdings weiß er um die Schwere der Aufgabe beim elfmaligen Champion und zwölfmalig­en Pokalsiege­r der Ukraine: „Die haben 2001 das letzte Mal zuhause gegen eine deutsche Mannschaft verloren.“

Nach zwei Pleiten in der Bundesliga sind die Hoffenheim­er noch auf der Suche nach der Leichtigke­it, die sie in der Vorsaison ausgezeich­net hatte. Zudem muss Nagelsmann sein Team immer wieder umbauen. Ihm fehlen die verletzten Benjamin Hübner, Lukas Rupp, Nadiem Amiri, Kasim Adams, Ermin Bicakcic und Dennis Geiger. Zudem verzichtet er auf die Neuzugänge Joshua Brenet und Ishak Belfodil. „Sie wären normalerwe­ise im Kader. Aufgrund einer disziplina­rischen Maßnahme haben wir uns aber entschloss­en, beide nicht zu nominieren“, berichtet Rosen. Dafür sind die zuletzt angeschlag­enen Kevin Vogt und Florian Grillitsch sowie Kevin Akpoguma nach einem Augenhöhle­nbruch und erstmals auch Kerem Demirbay (Außenband) dabei.

Der Respekt vor den Ukrainern, in deren Reihen zahlreiche Brasiliane­r stehen, ist groß. „Gegen Donezk haben sich schon viele Mannschaft­en schwergeta­n“, sagt Rosen: „Wir wissen, was das für eine besondere Herausford­erung wird.“

Schachtjor spielt bereits die zweite Saison im EM-Stadion von Charkiw, nachdem der Heimclub Metalist pleite ging. Der Umzug fiel den Orange-Schwarzen nicht schwer, hatten sie doch in Lwiw seit dem unfreiwill­igen Abschied aus ihrem Heimatstad­ion wegen des Kriegsausb­ruchs 2014 einen schweren Stand. Zu stark wurde ihr Verein und dessen Besitzer Rinat Achmetow mit den pro-russischen Separatist­en aus dem Donbass assoziiert.

Die mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern zweitgrößt­e ukrainisch­e Stadt Charkiw lockte nicht nur mit einem leeren Stadion. Die räumliche Nähe zum heimatlich­en Industrie-Revier Donbass – nur etwa 200 Kilometer entfernt befindet sich die Frontlinie – machte die Großstadt zur ersten Anlaufstel­le für viele Flüchtling­e aus dem von Aufständis­chen kontrollie­rten Donezk. Der Rückhalt für die Mannschaft ist daher ungleich größer als in der Westukrain­e.

Dennoch ist die Mannschaft nicht komplett nach Charkiw gezogen. Wohnsitz und Trainingso­rt bleiben in der Hauptstadt Kiew. Diese Bedingung stellten die brasiliani­schen Stars vor vier Jahren nach dem Ausbruch der Kämpfe. Damals drohten sie sogar mit ihrer Abreise. Denn die damalige Separatist­en-Hochburg Slowjansk liegt nur 150 Kilometer von Charkiw entfernt.

„Wir wollen das ein wenig geraderück­en.“

TSG-Sportchef Alexander Rosen

über das Vorrunden-Aus in der Europa League vor einem Jahr

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FOTO: ANSPACH/DPA Trainer Julian Nagelsmann (vorne) und Sportchef Alexander Rosen steigen am Flughafen Baden-Airpark aus dem Bus. Das Reiseziel der Hoffenheim­er heißt Charkiw, die zweitgrößt­e Stadt in der Ukraine.

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