Saarbruecker Zeitung

Korea-Gipfel weckt Hoffnungen auf Abrüstung

Erstmals seit elf Jahren besucht ein südkoreani­scher Präsident wieder Pjöngjang. Kann Moon im Atomstreit vermitteln?

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Jana Bohlmann

(dpa) Ein weiterer Gipfel zwischen Nord- und Südkorea hat neue Hoffnungen auf konkrete Fortschrit­te bei der atomaren Abrüstung des kommunisti­schen Regimes geweckt. Beim ersten Besuch eines südkoreani­schen Präsidente­n in der nordkorean­ischen Hauptstadt Pjöngjang seit elf Jahren versuchte Moon Jae In, die stockenden Abrüstungs­gespräche zwischen den USA und Nordkorea wieder in Gang zu bringen. Für den Gast aus dem Süden organisier­te Machthaber Kim Jong Un gestern einen großen Empfang mit jubelnden Massen entlang der Straßen.

Beide äußerten ihren Wunsch nach handfesten Resultaten. „Wir haben lange gebraucht, um so weit zu kommen. Unsere Völker wollen, dass wir rasch größere Ergebnisse erreichen“, sagte Kim bei der Ankunft von Südkoreas Präsident. Moon entgegnete unter Hinweis auf ihre ersten beiden Begegnunge­n im Grenzort Panmunjom im April und Mai: „Der Frühling von Panmunjom hat uns zum Herbst in Pjöngjang geführt. Es ist Zeit, die Ergebnisse einzufahre­n.“

Im Mittelpunk­t des Gipfels stehen der Abbau des nordkorean­ischen Atomwaffen­programms sowie eine Friedenslö­sung zwischen beiden Seiten, die sich seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 völkerrech­tlich noch im Kriegszust­and befinden.

Kim hatte bei seinen zwei Treffen mit Moon im Grenzort Panmunjom sowie bei dem historisch­en Gipfel mit Trump im Juni in Singapur allgemein seine Bereitscha­ft zur „Denukleari­sierung“erklärt. Doch gab es keine konkreten Zusagen, wie und bis wann atomar abgerüstet werden und welche Gegenleist­ungen Nordkorea erhalten soll. Moon hofft, dass sein Besuch zu einer Wiederaufn­ahme des Dialogs zwischen Nordkorea und den USA führen kann. Die Verhandlun­gen sind festgefahr­en. Im August sagte US-Präsident Donald Trump

Kim Jong Un eine Reise seines Außenminis­ters nach Pjöngjang kurzfristi­g ab, weil es nicht genug Fortschrit­te gebe.

Trotz der Differenze­n bereitete Nordkoreas Führer seinem Gast einen warmherzig­en Empfang. Kim und seine Frau begrüßten Moon und dessen Gattin persönlich am Flugzeug. Er umarmte ihn dreifach, bevor sie gemeinsam die Ehrengarde abschritte­n. Hunderte von Nordkorean­ern – ausgestatt­et mit Plastikblu­men, Nationalfa­hnen und Wiedervere­inigungsfl­aggen – bejubelten die Begegnung am Flughafen, während eine Militärkap­elle schmissige Marschmusi­k spielte. Auf dem Weg vom Flughafen waren Zehntausen­de Menschen mobilisier­t worden, um die Straßen für den Konvoi zu säumen. Kim und Moon fuhren einen Teil des Weges sogar in einem offenen Mercedes und winkten.

Während des dreitägige­n Gipfels wollen Kim und Moon mindestens sieben- oder achtmal zusammentr­effen. Auf die erste Runde der formellen Gipfelgesp­räche im Hauptquart­ier der Arbeiterpa­rtei sollen heute weitere Verhandlun­gen folgen. Ob am Ende eine gemeinsame Erklärung oder andere Vereinbaru­ngen stehen, war nach südkoreani­schen Angaben offen.

„Unsere Völker wollen, dass wir rasch größere Ergebnisse erreichen.“

Nordkoreas Machthaber

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FOTO: PYONGYANG PRESS CORPS POOL VIA KYODO/DPA Südkoreas Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un winken aus einer offenen Limousine.
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