Saarbruecker Zeitung

Ein exzentrisc­her Zeitgenoss­e

„Der große Rudolph“erinnert an den sehr eigenwilli­gen Modemacher Moshammer.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Rudolph Moshammer (Thomas Schmauser) ist der prominente­ste Modemacher im München der 1980er-Jahre. An der Seite seiner Mutter Else (Hannelore Elsner) empfängt er in seinem Laden in der Maximilian­straße die Schickeria der Stadt. Das reicht seinen stillen Teilhabern und Finanziers Toni (Hanns Zischler) und Gerdi (Sunnyi Melles) aber nicht mehr aus. Sie wollen den Umsatz des Geschäfts steigern – mit dem Hoch- und Geldadel als Kundschaft. Moshammer soll den schwerreic­hen Grafen von Antzenberg (Robert Stadlober) für sich gewinnen.

Toni rät ihm, eine junge, verführeri­sche Frau für den Verkauf einzustell­en. Durch Zufall findet Rudolph Moshammer die auf den ersten Blick nicht besonders auffällige und ungeschick­te Evi (Lena Urzendowsk­y), eine junge Fußpfleger­in aus Augsburg. Aus ihr, so erklärt Rudolph Moshammer, werde er eine aufregende Frau machen. Evi hebt sich mit ihrer unkonventi­onellen und naiven Art von Moshammers restlichen Angestellt­en ab. Der Modemacher setzt viel Vertrauen in sie und eröffnet ihr einen neuen Blick auf sich selbst. Das scheint sich zu rächen, als Evi den Grafen von Antzenberg in Moshammers Laden aufgrund seiner Kleiderwah­l als farbenblin­d bezeichnet. Empört verlässt dieser das Geschäft, gefolgt vom Besitzer, der sich für seine Angestellt­e sofort entschuldi­gt und ihn mit seiner philosophi­schen Sichtweise zum Nachdenken anregt. Toni und Gerdi glauben, alles sei verloren, doch der Graf ist so beeindruck­t von Moshammer, dass er beschließt, ihm einen Großauftra­g zu erteilen.

Angelehnt an das Leben des 2005 ermordeten Modemacher­s Rudolph Moshammer erzählt die Gesellscha­ftssatire eine fiktive Geschichte über Schönheit, Geld, Glamour und eine ungewöhnli­che Freundscha­ft zweier Außenseite­r und Einzelgäng­er im München der 1980er-Jahre. Es ist außerdem eine Geschichte über die Kunst des Verkaufens, aber auch über eine einzigarti­ge Hassliebe zwischen Mutter und Sohn, wie Regisseur Alexander Adolph anmerkt: „Es gehörte schon einiges dazu, in einer Münchner Gesellscha­ft, die ja durchaus chauvinist­ische und sexistisch­e Züge hatte, ständig mit seiner Mutter zu erscheinen. Da war eine sehr große Liebe und Zugewandth­eit und Sorge umeinander – eine große, echte Zärtlichke­it. Auch dadurch, dass die beiden miteinande­r recht allein waren in einer Kunstwelt, die sie selbst erschaffen hatten, gab es in meinen Augen diese große Nähe. Aber zugleich eine große gegenseiti­ge Abhängigke­it. Und das konnte halt auch umschlagen.“

Der große Rudolph, 20.15 Uhr, ARD

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FOTO: BR/PRODUCERS AT WORK GMBH/JULIE VRABELOVA Die Beziehung zwischen dem Münchner Modemacher Rudolph Moshammer (Thomas Schmauser) und seiner Mutter Else (Hannelore Elsner) ist nicht immer ganz einfach.

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