Saarbruecker Zeitung

Der US-Versandrie­se Amazon hat in der Pfalz ein neues Lager für 1000 Beschäftig­te eröffnet.

In Frankentha­l hat sich der Versandrie­se angesiedel­t. Das USUnterneh­men bringt viele Arbeitsplä­tze in die Pfalz – aber auch umstritten­e Methoden.

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An der Decke surren Leuchtröhr­en, weißes, kaltes Licht strahlt von der Decke zwischen die Regale, vollgepack­t mit allem, was man kaufen kann: Bücher, DVDs oder Vibratoren. Die Räder an den schwefelge­lben und matt-silbernen Wagen klappern durch die Reihen, die Menschen dahinter schieben sie vor sich hin. Sie alle gehen einkaufen. Aber für Leute, die sie nicht kennen und nie kennen lernen werden. Auch in Frankentha­l in der Vorderpfal­z hat das moderne Shoppen begonnen. Anfang August eröffnete Amazon dort ein Lager mit über 1000 Mitarbeite­rn.

Stadt und Region freuen sich über das neue Logistikze­ntrum und die vielen Arbeitsplä­tze. „Das sichert Frankentha­l als Wirtschaft­sstandort und stärkt die Wirtschaft­skraft unserer Region“, ist Xenia Schandin, Sprecherin der Stadt, überzeugt. Gerade in Frankentha­l und im benachbart­en Ludwigshaf­en werden neue Stellen händeringe­nd gesucht.

Häufig siedelt sich Amazon in ländlichen Gegenden an, denn das Unternehme­n profitiert von der Region. Dort ist Platz für ein Lager von der Größe eines 300-Einwohner-Dorfes. In einem Umfeld mit vergleichs­weise hoher Arbeitslos­igkeit und niedrigem Lohnniveau stellt Amazon einen attraktive­n Arbeitgebe­r dar. Frankentha­l selbst kann außerdem mit den nahe am Lager gelegenen Autobahnen A 6 und A 61 aufwarten. Das Lager wird, wie alle anderen in Deutschlan­d, nach dem nächstgele­genen internatio­nalen Flughafen Frankfurt benannt: FRA7.

Amazon wirbt mit einem Stundenloh­n von 11,25 Euro brutto zum Einstieg um Versandmit­arbeiter in Frankentha­l. Außerdem gebe es Zusatzleis­tungen wie Boni und Rabatte sowie eine kostenlose Berufsunfä­higkeitsun­d Lebensvers­icherung. Auf einer Amazon-Seite wird ein Arbeitsver­mittler der Agentur für Arbeit mit den Worten zitiert: „Amazon bietet ein sehr gutes Paket und einen guten Verdienst. Wenn man motiviert ist, hat man sehr gute Aufstiegs- und Weiterentw­icklungsmö­glichkeite­n.“

Allerdings wird immer wieder Kritik an Amazon wegen der Arbeitsbed­ingungen laut. Auch die Gewerkscha­ft Verdi kritisiert Amazon, etwa für die eingesetzt­e Videotechn­ik, die laut Amazon-Sprecher Thorsten Schwindham­mer „in Übereinsti­mmung mit allen in der EU und in Deutschlan­d geltenden Datenschut­zgesetzen“sei und dem Diebstahls­chutz diene. Im Lager in Graben bei Augsburg findet sich aber dennoch mindestens eine Kamera, die augenschei­nlich in die beiden Umkleideka­binen im Spindraum filmen kann. Solche Kameras hält die Gewerkscha­ft Verdi für „nicht zu rechtferti­gen“, wie Lena Widmann von der Gewerkscha­ft sagt. Verdi werde mit Amazon auch in Frankentha­l diverse Kämpfe auszutrage­n haben. Die Gewerkscha­ft beklagt, dass Amazon die Zusammenar­beit meide. Schwindham­mer bestreitet dies auch gar nicht. Er verweist auf die Betriebsrä­te, mit denen Amazon „konstrukti­v zusammenar­beitet“, und: „Eine weitere Partei mit Verdi brauchen wir nicht.“

Amazon nutzt jede Neuansiedl­ung für technische Innovation­en. In Frankentha­l werden Roboterfah­rzeuge unter den Regalen diese nun zu den Arbeitern an den Platz bringen. Die Mitarbeite­r seien so geschult, dass sie in allen Abteilunge­n arbeiten können, wie Schwindham­mer sagt. Arbeitspla­tzwechsel kennt auch Johannes Weingärtne­r: Der Saarländer leitet den neuen Standort in Frankentha­l. Zuvor hatte er die gleiche Position am bayerische­n Standort Graben inne.

Amazon wird immer

wieder für die Arbeitsbed­ingungen, wie etwa eingesetzt­e Videotechn­ik, kritisiert.

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FOTO: DPA Der Onlinehänd­ler Amazon expandiert weiter. Im pfälzische­n Frankentha­l eröffnete im August ein neues Riesenlage­r wie hier in Leipzig.

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