Saarbruecker Zeitung

Slalom-Spezialist Felix Neureuther will nach seinem Kreuzbandr­iss noch einmal angreifen.

Skirennfah­rer Felix Neureuther will nach seinem Kreuzbandr­iss noch einmal in die Weltspitze. Nebenbei stellt er sein zweites Kinderbuch vor.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Stefan Regel

(sid) Felix Neureuther fühlte sich gut. Beim Ski-Training vor ein paar Tagen in Saas-Fee in den Schweizer Alpen hatte er keine Probleme mehr mit seinem linken Knie, in dem im November das Kreuzband gerissen war. Und so entschloss er sich, „ans Limit“zu gehen. Neureuther, der 34 Jahre alte Kindskopf, übertrieb es, kam zu Fall, oder wie er sagt: „Es hat mich zerlegt.“

Es waren bange Momente, bis Neureuther merkte: „Das hat mein Knie ausgehalte­n.“Diese Erkenntnis sei auf dem langen, schweren Weg zurück für ihn ein Schlüssele­rlebnis gewesen, sagte Neureuther in München, wo er gerade sein zweites Kinderbuch („Ixi und die coolen Huskys“) vorstellte.

Dass es wieder so gut gehen würde mit dem Knie, konnte Neureuther lange nur hoffen. Noch im Sommer, als die quälend lange Reha kein Ende zu nehmen schien, dachte er an ein Karriereen­de. Es habe „oft Tage gegeben, an denen ich dachte: Macht das noch Sinn?“Zu Hause saßen Ehefrau Miriam und Töchterche­n Matilda (elf Monate), er schuftete im Kraftraum und sah zu, wie andere Gewichte stemmten: „Und du kannst nicht, weil das Knie und dann der Rücken weh tun.“

Vorbei. „Es geht mir echt ganz gut, das Knie funktionie­rt bis jetzt sehr, sehr gut“, sagte Neureuther. Als er mit seinem Eishockey-Kumpel Marcus Kink und Bundestrai­ner Marco Sturm sein neues Werk präsentier­te, blühte der Flachs. „Ich bin ein großes, kleines Kind“, sagte Neureuther. Das Büchlein, mit dem er den Eishockey-Nachwuchs und seine Stiftung fördern will, sei „eine Herzensang­elegenheit“.

Zeit genug für Themen abseits der Piste hatte Neureuther 2018 reichlich. Die Olympia-Saison, in die er mit einem Slalom-Sieg in Levi so verheißung­svoll gestartet war, hatte er nach seinem Trainingsu­nfall vorzeitig abbrechen müssen. Die ersten Wochen waren die schwersten. Geholfen hat ihm Ski-Kollege Stefan Luitz, auch er Kreuzbandp­atient. „Wir hatten zwei Monate eine WG, haben zusammen Skirennen angeschaut. Diese Momente verbinden ein Leben lang“, sagte Neureuther.

Skifahreri­sch, betonte der Partenkirc­hner, fange er nun „bei null“an: Dennoch hat er ein ambitionie­rtes Ziel: „Da hinzukomme­n, wo ich war. Auch wenn es nicht einfach wird.“Vor seiner Verletzung war er einer der Besten, WM-Zweiter im Slalom 2013, WM-Dritter 2015 und 2017. Der Glaube, diese Erfolge wiederhole­n zu können, sei da, betonte Neureuther, „wenn das nicht so wäre, würde ich es nicht machen“. Rennen zu gewinnen – das werde aber noch schwerer, meinte er. In SaasFee hat er dem Norweger Henrik Kristoffer­sen zugeschaut, „der bolzt eine Fahrt wie die andere runter“. Und dann ist da ja auch noch Doppel-Olympiasie­ger Marcel Hirscher aus Österreich.

Wann Neureuther erstmals wieder gegen seine Rivalen antritt, ist noch offen. Die WM-Saison beginnt am 28. Oktober in Sölden. Neureuther macht sich „nicht den mega Stress“deswegen: „Das wäre der falsche Weg.“Lust, das wurde aber bei der Buchpräsen­tation überdeutli­ch, hätte er schon. „Es macht wieder brutal viel Spaß“, sagte Neureuther.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Felix Neureuther will noch einmal angreifen.

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