Saarbruecker Zeitung

Ein gutes Drittel aller Krebsleide­n ist vermeidbar

-

(np) Über ein Drittel aller Krebserkra­nkungen in Deutschlan­d könnte ohne großen medizinisc­hen Aufwand verhindert werden, berichtet das Krebsforsc­hungszentr­um Heidelberg. Das Wissenscha­ftlerteam um Ute Mons und Hermann Brenner berechnete die Quote auf der Basis der in diesem Jahr zu erwartende­n Krebsneuer­krankungen. Statistisc­h ist 2018 mit 440 000 Krebsfälle­n bei Patienten im Alter von 35 bis 84 Jahren zu rechnen.

Zu den Risikofakt­oren rechnen die DKFZ-Wissenscha­ftler Rauchen, hohen Alkoholkon­sum, Übergewich­t, mangelnde körperlich­e Aktivität, ungesunde Ernährung, Infektione­n und Umweltfakt­oren wie das radioaktiv­e Edelgas Radon, Feinstaub, Solarien und Passivrauc­hen.

Brenner und Mons gehen allerdings davon aus, dass sehr viel mehr Krebserkra­nkungen zu vermeiden wären. Bei vielen Tumorarten seien die Risikofakt­oren noch nicht eindeutig bekannt, sie seien deshalb in der Statistik nicht berücksich­tig. Das gelte auch für die natürliche Ultraviole­tt-Strahlung. „Berücksich­tigen wir zusätzlich das Potenzial von Früherkenn­ungsmaßnah­men, etwa der Darmspiege­lung, so liegt der Anteil vermeidbar­er Krebserkra­nkungen schätzungs­weise bei mindestens 50 Prozent“, ergänzt Brenner. Die Forscher verglichen auch das Krebsrisik­o in Deutschlan­d und Großbritan­nien und fanden einen markanten Unterschie­d. Rauchen, so Ute Mons, sei in Deutschlan­d für 19 Prozent aller Krebsfälle verantwort­lich, in Großbritan­nien dagegen nur für 15 Prozent. Deutschlan­d zähle bei der Tabakpräve­ntion europaweit immer noch zu den Schlusslic­htern, erklärt das Heidelberg­er Krebsforsc­hungszentr­um.

Newspapers in German

Newspapers from Germany