IHK Saar muss kräftig an Sparschraube drehen
Bei der IHK Saarland wird kräftig gespart, und sie wird umgebaut. Das Defizit von 2,1 Millionen Euro soll auf Null gefahren werden.
Um ein Defizit von 2,1 Millionen Euro auszugleichen, muss die IHK Saarland in nächster Zeit kräftig sparen. Es soll auch Personal abgebaut werden. Außerdem will sie viele Arbeitsprozesse digitalisieren und effektiver machen.
Der Wandel kam zunächst unscheinbar daher. Dass ein drastischer Sparkurs herauskommen würde, ahnten die meisten Mitarbeiter offenbar nicht. „IHK Saarland 4.0 – Vollversammlung gibt Startschuss für Change-Mangement-Prozess“war im Januar in „Saar-Wirtschaft“, der Zeitschrift der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saar, zu lesen. Die Vollversammlung hatte die strategische Neuaufstellung der Kammer in ihrer Dezember-Sitzung beschlossen. IHK-Präsident Hanno Dornseifer und Hauptgeschäftsführer Heino Klingen stellten am Dienstagabend ihre Pläne, die sie zusammen mit der Unternehmensberatungsgesellschaft Meo Consulting erarbeitet hatten, der Vollversammlung vor.
Was sie vorschlugen, empfanden vor allem die Mitarbeiter als heftig. Für Unmut sorgt in der Belegschaft vor allem, dass die Zahl der Geschäftsbereiche von fünf auf drei schrumpfen soll. Deshalb wird es bei der IHK künftig zwei Geschäftsführer weniger geben. Zudem sollen die drei verbleibenden Spitzenpositionen neu ausgeschrieben werden. In einem Bewerbungswettbewerb, der von einem externen Beraterteam moderiert werden soll, müssen sich die bisherigen Geschäftsführer und interessierte Mitarbeiter in der Ebene darunter für diese Führungsjobs empfehlen. Von „hellem Aufruhr“war die Rede, als diese Pläne am Montag in einer Personalversammlung verkündet wurden. Die IHK-Spitze habe „nur ein Jahr gebraucht, um alles Vertrauen zu zerstören, was zuvor mühsam aufgebaut worden war“, machte ein IHK-Mitarbeiter seinem Ärger Luft.
Seit drei Jahren ist die Kammer tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Defizit wird dieses Jahr 2,1 Millionen Euro erreichen. 2016 waren es noch 1,1 und im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Euro. Noch kann die Kammer das Minus aus den Rücklagen ausgleichen. „Wir müssen jetzt reagieren, in Zeiten, in denen wir noch Handlungsspielraum haben“, sagte Präsident Dornseifer. Entstanden sei das Defizit unter anderem durch den Rückgang der Beiträge, aber auch durch steigende Lasten bei den Pensionsverpflichtungen. Die roten Zahlen sollen verschwinden, indem rund 1,4 Millionen Euro bei den Personalund Sachkosten eingespart werden und die Einnahmen um 600 000 Euro steigen. Die Zahl der Mitarbeiter soll von derzeit 120 um etwa zehn Prozent sinken – sozialverträglich. In den kommenden fünf Jahren würden 15 Leute das Rentenalter erreichen, sagte Klingen.
Außerdem soll der geplante Neubau, der im hinteren Bereich des IHK-Areals hochgezogen werden sollte, verschoben werden. Doch auch die Zahl der Veranstaltungen, die derzeit bei rund 500 liegt, soll um zehn Prozent zurückgefahren werden. Für bestimmte Events, die einen direkten Wert für die Firmen haben, sollen Beiträge gezahlt werden. Ferner sollen die Gebühren für alle Dienstleistungen rund um die Weiterbildung steigen.
Die IHK soll auch schlagkräftiger und kundenorientierter werden, sagten Dornseifer und Klingen. Vieles soll künftig online erledigt werden. Ausbildungsverträge oder Bescheinigungen sind dann nur noch auf einem neuen Mitgliederportal zu finden. Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse soll konsequent angegangen werden.