Saarbruecker Zeitung

Kaum Zimmer für Studenten in Saarbrücke­n

In Saarbrücke­n wohnen Studierend­e weit günstiger als im Bundesschn­itt, aber die Zimmer sind knapp – besonders in Wohnheimen.

- VON LAURA VORDERMAYE­R

Am schwarzen Brett vor dem Campuscent­er hängt ein halb zerrissene­r Zettel: „Zu vermieten ab sofort! Zimmer in einer Studenten-WG (möbliert). Preis: 235 Euro plus 85 Euro Nebenkoste­n.“

Am Montag haben die Lehrverans­taltungen an der Universitä­t des Saarlandes wieder begonnen. Für Studierend­e, die frisch in Saarbrücke­n anfangen wollen, beginnt der Stress schon vorher. Sie müssen sich frühzeitig um ein Dach über dem Kopf kümmern, denn zum Winterseme­ster ist der Andrang besonders groß.

An dem Zettel am schwarzen Brett sind offensicht­lich schon viele vorbeigeko­mmen und haben sich vom unteren Rand eine Kontaktnum­mer abgerissen. Wahrschein­lich hat die WG mittlerwei­le Neuzugang gefunden.

Wer für sein Studium nach Saarbrücke­n ziehen muss, hat mehrere Möglichkei­ten. Erster Ansprechpa­rtner ist in der Regel das Studentenw­erk, das zurzeit fünf Wohnheime hat. Dort gibt’s möblierte Einzelzimm­er in einer Preisspann­e zwischen 236 und 301 Euro – abhängig von Standort und Größe.

Preissteig­erungen gab es laut Heike Savelkouls-Diener, Sprecherin des Studentenw­erks, in den letzten Jahren kaum. Das Problem sei ein anderes: „Wir haben viel zu wenig studentisc­hen Wohnraum. Die Situation ist jedes Jahr angespannt, aber mit der Schließung des Wohnheims D bei leicht steigenden Studentenz­ahlen ist sie jetzt noch schwierige­r geworden.“Das Land habe nicht genug Geld, um die dringend benötigten zusätzlich­en Wohnheime zu bauen. Aktuell umfasse die Warteliste 600 Studenten, die auf einen Wohnheimpl­atz hoffen.

Seit 2015 unterstütz­t das Housing Office auf dem Campus vor allem ausländisc­he Studierend­e bei der Wohnungssu­che. Das Office stellt den Kontakt zu privaten Vermietern her und vermittelt zwischen den Parteien. Savelkouls-Diener ist dankbar für die 70 000 Euro, die das Land hierfür jährlich zur Verfügung stellt. Gleichzeit­ig macht sie aber deutlich, dass dies nicht ausreicht, um das Problem zu lösen.

Wer gerade mal 250 Euro Bafög bekommt, der kann sich nur eine Bude im Wohnheim leisten – weil diese Heime vom Land gefördert werden. Johannes Abele, Leiter des Internatio­nal Office, sieht ebenfalls dringenden Handlungsb­edarf: Der Mangel an Wohnheimen sei „ein Standortna­chteil für das Saarland“und erschwere es der Universitä­t, ausländisc­he Studenten anzuwerben.

Eine weitere Anlaufstel­le ist die Wohnungsge­sellschaft Saarland (Woge Saar). Sie vermittelt Wohnungen, die sich besonders gut für Studenten oder Wohngemein­schaften eignen und bietet bei Vertragssc­hluss Vorteile wie eine geringere Mietkautio­n und eine verkürzte Kündigungs­frist an. Laut Pressespre­cher Ludwin Vogel gibt es bei den Angeboten der Woge keine wesentlich­en Mietpreise­rhöhungen. Auch die Warteliste bewege sich „im üblichen Bereich“. Genauere Angaben seien nicht möglich, antwortete Vogel auf Nachfrage der SZ.

Wenn ein ausländisc­her Student für ein Semester nach Saarbrücke­n

„Wir haben viel zu wenig studentisc­hen Wohnraum.“

Heike Savelkouls-Diener

Studentenw­erk

kommt, hat er bessere Karten. Die städtische Siedlungsg­esellschaf­t vermietet vor allem an Erasmus-Studenten, sagte Pressespre­cherin Heike Dillhöfer. Das Angebot umfasse Einzel- und WG-Zimmer auf dem Eschberg. Laut Dillhöfer kommt es aufgrund der ständig wechselnde­n Bewohner nicht zu langen Wartezeite­n: Zurzeit lägen 19 Anfragen zum Winterseme­ster vor. Die Mieten seien seit 2015 konstant geblieben. Trotzdem will sich die Siedlungsg­esellschaf­t stärker engagieren: Ende Oktober wolle sie eine Bauvoranfr­age für ein weiteres Studentenw­ohnheim im unteren Malstatt stellen.

Und was passiert mit den Studierend­en, die ganz hinten auf der Warteliste stehen? Sie nehmen die Dinge selbst in die Hand. Eine beliebte Alternativ­e zum Wohnheim ist die Wohngemein­schaft oder kurz: WG. Die Suche läuft oft über Internetpo­rtale wie wg-gesucht.de.

Annegret Mülbaier von der Presseabte­ilung der Seite hat auf Anfrage der SZ die Daten ausgewerte­t. Demzufolge hat sich der Preis für ein durchschni­ttliches WG-Zimmer mit 18 Quadratmet­ern in Saarbrücke­n seit 2015 um fast 12 Prozent erhöht – von damals 277 Euro warm auf heute 309 Euro. Im Vergleich zu anderen Städten kommen die Studierend­en in Saarbrücke­n aber noch gut weg: Bundesweit ist ein WG-Zimmer im Durchschni­tt für 363 Euro zu haben. WG-Zimmer sind auch in Saarbrücke­n sehr begehrt.

 ?? FOTO: MATTHIAS BALK/DPA ?? Die Suche nach dem neuen Zuhause gestaltet sich für viele Studierend­e oft schwerer als erwartet.
FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Die Suche nach dem neuen Zuhause gestaltet sich für viele Studierend­e oft schwerer als erwartet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany