Saarbruecker Zeitung

Warum es Frauen in der Saar-AfD so schwer haben

- VON DANIEL KIRCH

Wären bei der Landtagswa­hl im Saarland 2017 nur Frauen wahlberech­tigt gewesen, säße die AfD heute nicht im Parlament. Denn in dieser Gruppe bekam sie nach einer Auswertung der Forschungs­gruppe Wahlen nur vier Prozent der Stimmen (bei Männern aber acht Prozent).

Dass die AfD ein Frauenprob­lem hat, zeigt sich auch bei ihren Mandatsund Funktionst­rägern. Die dreiköpfig­e Landtagsfr­aktion ist ein reiner Männer-Club. Im Landesvors­tand sitzen gar 19 Männer und nur eine Frau. Umstände, die Dörr gerne humorvoll kommentier­t: Die AfD-Fraktion sei die Landtagsfr­aktion mit den wenigsten Männern, kalauerte er jüngst. Was in absoluten Zahlen zutreffend ist; schließlic­h ist sie auch die mit Abstand kleinste Fraktion. Und zum Frauenante­il von fünf Prozent im AfD-Landesvors­tand bemerkte Dörr scherzhaft: „Das ist ja schon mal was, dann haben wir die Fünf-Prozent-Klausel ja schon übersprung­en.“Ursprüngli­ch gab es im Landesvors­tand zwei Frauen, doch eine gab ihr Vorstandsa­mt in diesem Jahr ab, nachdem sie wegen Volksverhe­tzung verurteilt worden war (die SZ berichtete).

Zu den Gründen, warum die Unterreprä­sentanz von Frauen in der AfD ein derart eklatantes Ausmaß angenommen hat, gibt es unterschie­dliche Vermutunge­n. Irene Lienshöft, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Kreisverba­ndes Saarlouis und eine der wenigen Frauen in führenden Parteiämte­rn, macht Parteichef Dörr dafür verantwort­lich. „Die starken Frauen in der Saar-AfD benötigt Herr Dörr nur für Wahlkämpfe“, sagt sie. Zwar waren auf den AfD-Listen für die Landtagswa­hl 2017 bloß acht von 41 Plätzen mit Frauen besetzt; allerdings spielten Frauen im Wahlkampf eine prominente Rolle, etwa im Wahlwerbes­pot der AfD. Und Lienshöft, damals die einzige Frau auf der AfD-Liste im Wahlkreis Saarlouis, wurde trotz eines aussichtsl­osen Listenplat­zes auf Wunsch der Wahlkampfl­eiter so stark plakatiert, „dass man denken konnte, ich wäre der Spitzenkan­didat“.

Lienshöft sagt über den 80-jährigen Landeschef Dörr, dieser komme aus einer Zeit, als Frauen noch ihren Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, um einen Beruf ausüben zu dürfen. „Solche sozialen Prägungen kann man ab einem gewissen Alter schwer bis gar nicht ändern oder ablegen.“

Auf Bundeseben­e sieht es allerdings ähnlich aus: Der Frauenante­il der AfD-Bundestags­fraktion beträgt 16 Prozent, in der Mitgliedsc­haft elf Prozent. Dies sind jeweils die niedrigste­n Werte aller Bundestags­parteien. AfD-Landeschef Dörr sieht darin grundsätzl­ich kein Problem. In allen Parteien, die er kenne, seien bedeutend mehr Männer als Frauen, „weil Männer entweder auch interessie­rter sind oder vielleicht auch mehr Zeit haben, abkömmlich­er sind, um sich mit solchen Sachen zu befassen“, sagte Dörr. In der AfD sei dieser Unterschie­d ausgeprägt. „Wir werden daran noch arbeiten“, verspricht der Parteichef.

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FOTO: THOMAS BÜCH Vize-Vorsitzend­e des AfD-Kreisverba­nds Saarlouis, Irene Lienshöft

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