Saarbruecker Zeitung

Italiens Haushalt verstößt gegen EU-Regeln

Der deutsche EU-Kommissar signalisie­rt ein Nein zu Italiens Schuldenha­ushalt. VizeRegier­ungschef Matteo Salvini reagiert erbost.

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Der italienisc­he Haushalt mit vielen neuen Schulden sorgt seit Wochen für Diskussion­en. Nun muss die EU-Kommission den Entwurf aus Rom prüfen. Der deutsche Kommissar Oettinger weiß schon, wie das Urteil ausfallen wird.

(dpa) Der neue italienisc­he Schuldenha­ushalt trifft auf Widerstand in der EU-Kommission. Der deutsche Kommissar Günther Oettinger sagte gestern, es sei seiner Meinung nach wahrschein­lich, dass die Brüsseler Behörde Italien um Korrekture­n bei dem jüngst eingereich­ten Entwurf bitten werde. Dem „Spiegel“hatte er zuvor gesagt: „Es hat sich die Vermutung bestätigt, dass Italiens Haushaltse­ntwurf für 2019 mit den Verpflicht­ungen, die in der EU bestehen, so nicht vereinbar ist.“Der „Spiegel“berichtete zudem, bereits heute oder morgen werde der entspreche­nde Bewertungs-Brief des zuständige­n Wirtschaft­s- und Finanzkomm­issars Pierre Moscovici in Rom eintreffen.

Der italienisc­he Vize-Regierungs­chef Matteo Salvini wies Oettingers Kritik am italienisc­hen Etat sogleich zurück: Der Haushalt werde die italienisc­he Wirtschaft wachsen lassen. Brüssel, Berlin und Paris sollten sich nicht in italienisc­he Angelegenh­eiten einmischen. „Kümmert euch um eure Wirtschaft, eure Renten und eure Unternehme­n“, sagte Salvini. Die italienisc­he Regierung aus populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega hatte sich am Montagaben­d auf einen Haushaltse­ntwurf geeinigt, der eine hohe Neuverschu­ldung vorsieht. Zu den Finanzplän­en hatte es im Vorfeld bereits deutliche Mahnungen aus Brüssel gegeben. Nervosität gab es auch an den Finanzmärk­ten.

Der zweite Vize-Premier, Sterne-Chef Luigi Di Maio, sagte, Oettinger „und alle europäisch­en Kommissare sollten anfangen, sich wie

„Italiens Haushaltse­ntwurf für 2019 ist mit den Verpflicht­ungen, die in der EU bestehen,

so nicht vereinbar.“

Günther Oettinger

EU-Kommissar

ernsthafte Personen zu verhalten und sich drei Mal auf die Zunge beißen, bevor sie Stellungna­hmen abgeben“.

Die EU-Kommission prüft die Haushaltse­ntwürfe aller Eurostaate­n bis zum 30. November. Befürchtet sie Verstöße gegen EU-Regeln, muss sie aber schon zwei Wochen nach Abgabe darüber informiere­n. Die jeweilige Regierung könnte dann aufgeforde­rt werden, einen überarbeit­eten Haushaltse­ntwurf vorzulegen. Dafür hat sie maximal drei Wochen Zeit.

Rom hält sich zwar an die von allen Eurostaate­n akzeptiert­e Grenze der Neuverschu­ldung von drei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP). Weil das Land jedoch bereits viel mehr Schulden aufgehäuft hat als erlaubt, es handelt sich um 130 Prozent des BIP statt höchstens 60 Prozent, muss Italien nach früheren Beschlüsse­n eigentlich viel strengere Defizitwer­te einhalten.

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FOTO: LAMI/DPA Matteo Salvini, Innenminis­ter von Italien, wehrt sich gegen Vorwürfe der EU-Kommission.
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FOTO: SKOLIMOWSK­A/DPA EU-Kommissar Günther Oettinger hält ein Brüsseler Nein zu Italiens Etat für wahrschein­lich.

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