Saarbruecker Zeitung

Saarländer Kinsinger startet bei Ringer-WM

Ringer Etienne Kinsinger vom KSV Köllerbach will bei Titelkämpf­en in Budapest mit starken Leistungen überzeugen.

- VON PATRIC CORDIER

Etienne Kinsinger zählt bei Ringer-Bundesligi­st KSV Köllerbach zu den Leistungst­rägern. Nun möchte der 22-jährige Saarländer auch bei der am Samstag beginnende­n WM in Budapest mit starken Leistungen überzeugen.

Diese Woche ist Etienne Kinsinger noch einmal zu einem Lehrgang nach Freiburg gefahren. Zum letzten Mal vor der an diesem Samstag beginnende­n Ringer-Weltmeiste­rschaft in Budapest trifft sich die deutsche Nationalma­nnschaft. Dabei wird der Kopf deutlich mehr im Mittelpunk­t stehen als der Körper. „Die letzten richtigen Trainingss­pitzen sind gesetzt“, sagt der 22 Jahre alte Kinsinger vor seiner zweiten WM-Teilnahme: „Ringen ist zwar eine Einzelspor­tart, aber wir haben in der Vorbereitu­ng viel Wert auf Mannschaft­sgefühl und Teamgeist gelegt. Bei uns ist wirklich jeder für den anderen da, fiebert mit, gibt Tipps, unterstütz­t, wo immer es geht. Ich hoffe, dass uns dieses Gemeinscha­ftsgefühl auch durch die Wettkämpfe trägt.“

Zumal Kinsinger in der Klasse bis 60 Kilo griechisch-römisch erst am Freitag kommender Woche antreten wird. „Wenn die Jungs vorher gute Ergebnisse bringen, gibt einem das auch selbst die Sicherheit, dass die Trainingss­teuerung funktionie­rt hat“, sagt der Mann vom KSV Köllerbach, der am heimischen Olympiastü­tzpunkt in Saarbrücke­n viel mit Landestrai­ner Frank Hartmann gearbeitet hat. „Etienne ist hochintell­igent. Wenn wir über Trainingsi­nhalte sprechen, passiert das immer auf höchstem Niveau. Das macht einfach Spaß“, sagt Hartmann: „Er hat seit der WM im letzten Jahr in Paris weitere Schritte in Richtung Weltspitze gemacht. Das hat er sowohl in der Liga als auch bei internatio­nalen Turnieren gezeigt. Aber die Leistungsd­ichte ist groß, es wird auch auf die Auslosung ankommen.“

Kinsinger war 2013 Weltmeiste­r der Kadetten, 2016 war er Vize-Weltmeiste­r der Junioren. Kommt nun Bronze bei den Männern? „Ich würde die Medaille gerne mitnehmen. Es wäre ein Traum“, sagt der Student der Universitä­t des Saarlandes lachend: „Aber es sind ja nicht nur die starken Europäer dabei. Es kommen auch die Japaner oder Kubaner. Favoriten sind sicher andere, aber ich glaube, dass die mich durchaus auch auf dem Zettel haben werden.“

Neben der Auslosung und dem Trainingsz­ustand kann bei dieser WM auch das Gewichtmac­hen eine entscheide­nde Rolle spielen. Gewogen wird am Kampftag 90 Minuten vor dem ersten Kampf. Dann muss Kinsinger weniger als 60 Kilo haben. „Letzte Woche waren es noch knapp 63 Kilo. Ich arbeite seit Jahren mit einer Ernährungb­eraterin, wir haben für mich ein gutes System ausgearbei­tet“, sagt der Saarländer: „Abnehmen bedeutet immer auch Substanzve­rlust. Wer sich also beim Abnehmen killt, killt auch seine Chancen.“Nach dem Wiegen hat man die Chance, noch mal Nahrung zu sich zu nehmen. „Es kommt dann darauf an, wie viel Zeit bleibt. Entweder gibt es Flüssignah­rung oder gut bekömmlich­e Kohlehydra­te. Ich habe da gute Erfahrunge­n mit einer Art Haferschle­imbrei und kalorische­n Getränken gemacht.“

Die Dichte der Weltspitze ist auch in anderen Sportarten gegeben, doch beim Ringen haben die Mattenleit­er in engen Kämpfen große Eingriffmö­glichkeite­n. „Wenn beide Sportler auf Augenhöhe sind und dadurch keine technische Wertung erfolgt, können die Kampfricht­er mit ihrer Entscheidu­ng über Passivität den Kampf maßgeblich beeinfluss­en“, erklärt Landestrai­ner Hartmann, warum eine Zielvorgab­e anhand der Platzierun­g schwierig ist: „Dennoch ist das Ziel erst einmal ein Platz unter den ersten Acht.“

Damit will Kinsinger sich nicht beschäftig­en. „Ich kann als Vize-Weltmeiste­r heimkommen und doch enttäuscht sein, weil im Finale mehr drin war“, versucht er, die eigene Zufriedenh­eits-Grenze zu definieren: „Ich kann auch mit einem starken Kampf als Fünfter glücklich sein. Das sehen wir dann. Ich bin ein junger Kerl. Als Sportler hat man immer den Traum von Olympia. Aber man kann auch ein großer Ringer sein, ohne bei den Spielen gewesen zu sein. An meiner Fokussieru­ng ändert das ohnehin nichts. Ich will immer gewinnen, egal ob bei Saarlandme­isterschaf­ten, deutschen Meistersch­aften, Europa- oder Weltmeiste­rschaften. Ich merke, es wird Zeit, dass es losgeht.“

„Ich würde die Medaille gerne mitnehmen. Es wäre ein Traum.“

Etienne Kinsinger

vor der Ringer-WM in Budapest

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FOTO: SCHLICHTER Etienne Kinsinger ist beim KSV Köllerbach gesetzt. Doch sein Fokus liegt auch immer auf den Auftritten bei internatio­nalen Titelkämpf­en. Bei der anstehende­n WM in Budapest will der Saarländer überrasche­n.

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