Saarbruecker Zeitung

Neue Gerüchte im Fall Khashoggi

Während die Politik auf Aufklärung dringt, skizzieren Medien weiter die Ermordung des Reporters.

- VON MIRJAM SCHMITT UND JAN KUHLMANN

(dpa) Wegen der Affäre um den mutmaßlich im Istanbuler Konsulat ermordeten saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi legt Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) Reisepläne nach Saudi Arabien vorerst auf Eis. Maas sagte gestern in Berlin, er wolle die Ermittlung­en und ein mögliches Statement von Riad abwarten. Der Fall müsse unverzügli­ch und lückenlos aufgeklärt und Verantwort­liche zur Rechenscha­ft gezogen werden, fordert er. „Die Vorwürfe, die im Raum stehen, sind gravierend bis verstörend, muss man ja fast sagen“, sagte Maas. „Wir wollen wissen, was dort geschehen ist.“

US-Außenminis­ter Mike Pompeo sagte der Türkei nach einem Treffen mit seinem türkischen Amtskolleg­en Mevlüt Cavusoglu und Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan Unterstütz­ung bei der Aufklärung zu. Während die türkischen Behörden auch rund zwei Wochen nach dem Verschwind­en Dschamal Chaschukds­chis (der sich als Journalist Jamal Khashoggi nennt) noch kein Ermittlung­sergebnis vorgelegt haben, tauchen in einer türkischen Zeitung weitere Details zu einem mutmaßlich­en Mord im Konsulat auf. Die Informatio­nen konnten jedoch nicht verifizier­t werden. Die saudische Führung beteuert ihre Unschuld.

Khashoggi war am 2. Oktober in der Türkei in das saudische Konsulat gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Seitdem ist er verschwund­en. Die türkischen Behörden gehen davon aus, dass der Journalist im Konsulat von einem aus Saudi-Arabien angereiste­n 15-köpfigen Spezialkom­mando getötet wurde. Der „New York Times“zufolge führen Spuren ins direkte Umfeld des saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman.

Die türkischen Behörden sollen auch im Besitz kompromitt­ierender Ton- und Videoaufna­hmen sein. Die regierungs­nahe Zeitung „Yeni Safak“berichtete gestern, auch sie besitze eine Tonaufnahm­e. Das saudische Spezialkom­mando habe dem Regimekrit­iker bei einem Verhör die Finger abgeschnit­ten und ihn dann enthauptet, hieß es in dem Bericht. In der Aufnahme sei auch der saudische Konsul Mohammed al-Utaibi zu hören, der demnach sagte: „Macht diese Sache draußen. Ihr werdet mir Probleme bereiten.“Eine andere Stimme habe daraufhin gesagt: „Wenn Du leben willst, wenn Du nach Saudi-Arabien zurückkehr­st, dann sei still.“Die Informatio­nen des Blattes, das für reißerisch­e Artikel bekannt ist, sind aber mit Vorsicht zu genießen.

Die türkischen Behörden erhoffen sich durch die gestrige Durchsuchu­ng der Konsulatsr­esidenz weitere Erkenntnis­se. Das Konsulat selbst war bereits am Montag neun Stunden lang inspiziert worden. „Jeder soll auf das Ergebnis der Ermittlung warten“, sagte Innenminis­ter Süleyman Soylu der staatliche­n Nachrichte­nagentur Anadolu. Er selbst habe „Gewissheit“über das Schicksal Khashoggis, sagte er weiter. Er könne aber vor Abschluss der Ermittlung­en nichts dazu sagen.

„Die Vorwürfe, die im Raum stehen, sind gravierend bis verstörend.“Heiko Maas (SPD)

Bundesauße­nminister

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FOTO: GUREL/DPA Ein Sicherheit­smitarbeit­er der Residenz des saudischen Konsuls in Istanbul wies gestern die Medienvert­reter zurück. Die Residenz wurde auf Hinweise im Fall des verschwund­enen Journalist­en Jamal Khashoggi durchsucht.

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