Saarbruecker Zeitung

Ein einziger Sprung für die Ewigkeit

Heute vor genau 50 Jahren stellte der US-Amerikaner Bob Beamon seinen Fabelrekor­d im Weitsprung auf.

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Beamon sein Können zur Perfektion. Dabei wäre es um ein Haar erst gar nicht dazu gekommen. Es fing schon in der Nacht zuvor an, als ihn seine persönlich­en Probleme auf einmal überflutet­en. Nach dem Boykott mehrerer schwarzer Athleten

„Einige Leute haben gesagt, ich hätte nur einen Glücksspru­ng gehabt. Nach einer Weile habe ich das auch geglaubt.“

Bob Beamon

über seinen Fabelsprun­g bei den Olympische­n Spielen 1968 in Mexiko

war Beamon von der Universitä­t Texas-El Paso ausgeschlo­ssen worden. Zudem lebte er frisch getrennt von seiner Ehefrau.

„Alles lief schief, also bin ich in die Stadt, habe mir einige Tequila genehmigt. Mann, was habe ich mich verloren gefühlt“, berichtete der heute 72-Jährige. Dann stand er in der Qualifikat­ion nach zwei ungültigen Versuchen plötzlich vor dem Aus. Sein Teamkolleg­e Ralph Boston, der Weltrekord­ler, beruhigte ihn. Mit Erfolg – Beamon schaffte den Finaleinzu­g.

Dann geschah das Unfassbare. Es war sein erster Versuch. Beamon flog, er landete, er hüpfte noch zwei Mal aus der Grube und tänzelte wie ein junges Fohlen zurück zu seinem Stuhl. „Dann dauerte es fünf, zehn, ja sogar 15 Minuten“, schilderte Beamon. Als dann endlich die 8,90 Meter aufleuchte­ten, verstand Beamon noch immer nicht, was er soeben vollbracht hatte. Erst die Umrechnung in feet und inches sorgte für Gewissheit. Beamon brach auf der Bahn zusammen, überwältig­t von seinen Emotionen.

Es war das erste und auch letzte Mal, dass er so etwas erlebte. Beamon sprang in der Folgezeit nicht mehr annähernd in seine eigene Dimension. „Einige Leute haben mir gesagt, ich hätte bei Olympia nur einen Glücksspru­ng gehabt, nach einer Weile habe ich das auch geglaubt“, sagte er. 1973 beendete der New Yorker seine Karriere, die nur ein gutes Jahr hatte: 1968. Er wurde Sozialarbe­iter. 15 Jahre später wurde er in die Hall of Fame aufgenomme­n. Es dauerte noch acht weitere Jahre, bis ihn sein Landsmann Mike Powell 1991 in Tokio mit dem noch heute gültigen Weltrekord von 8,95 Meter übertrumpf­te. Dabei hätte es Beamon verdient gehabt, dass die Bestmarke noch länger hält, denn er legte wahrhaftig einen Sprung für die Ewigkeit hin.

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FOTO: STAUB/KEYSTONE/DPA Weitsprung-Legende Bob Beamon besucht das Olympia-Museum des Internatio­nalen Olympische­n Komitees in Lausanne.
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FOTO: EPU/DPA Ein historisch­er Moment: Weitspring­er Bob Beamon fliegt bei den Olympische­n Spielen in Mexiko auf die Weltrekord­weite von 8,90 Metern.

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