Saarbruecker Zeitung

Die ewige Nummer zwei hat noch viele Aufgaben

Der frühere Tennis-Star Michael Stich wird heute 50.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Julia Franz

(sid) Auf dem Höhepunkt ihrer Rivalität wollte Boris Becker seine tief empfundene Abneigung nicht mehr verstecken. Für Deutschlan­ds Liebling war sein Antagonist aus dem Norden nur noch „der Spieler Stich“– ein Tennisprof­i unter vielen. Dabei war der Lange aus Elmshorn viel mehr als das: Wimbledon-Champion, Olympiasie­ger, Davis-Cup-Gewinner, ATP-Weltmeiste­r, die Nummer zwei der Welt. Michael Stich trug mehr zum deutschen Tennisboom bei, als Becker lange lieb war.

Der Respekt der Tenniswelt war Stich sicher, der große Pete Sampras behauptete gar: „Wenn alle ihr bestes Tennis spielen, ist Michael Stich der Beste.“Dass er in seiner Heimat hinter Becker dennoch die ewige Nummer zwei blieb, störte Stich schon, ändern konnte er an den Verhältnis­sen jedoch wenig. Auch weil der Triumph in Wimbledon 1991 im Finale gegen Becker sein einziger Majortitel blieb. „Natürlich hätte ich gern mehr Grand-Slam-Turniere gewonnen. Aber dann hätte ich mich noch stärker allein auf das Tennis fokussiere­n müssen und wäre wohl nicht der Mensch geworden, der ich heute bin“, sagt Stich.

Über seinen 50. Geburtstag am heutigen Donnerstag will er öffentlich nicht sprechen, Stich genießt die Ruhe in seiner Heimat Hamburg – im Jahr 2018 hat es schließlic­h schon genug Aufregung um ihn gegeben. Da war zum einen die Aufnahme in die Hall of Fame, die Auszeichnu­ng für sein sportliche­s Lebenswerk, die Stich im Sommer zu Tränen rührte. Wenig später nahm er mit feuchten Augen und brüchiger Stimme Abschied von seinem Heimturnie­r am Rothenbaum, das er 1993 als bislang letzter Deutscher gewann und für das er zuletzt zehn Jahre als Turnierdir­ektor arbeitete. Er hätte gerne weitergema­cht, doch der Deutsche Tennis-Bund (DTB) entschied sich für einen Neuanfang. „Die Entscheidu­ng habe ich akzeptiert und abgehakt“, sagte Stich.

Aufgaben hat er genug, auch wenn sein Leben nicht so öffentlich stattfinde­t wie das seines einstigen Gegenspiel­ers. Seine Stiftung, die sich für mit HIV infizierte oder an Aids erkrankte Kinder und deren Familien einsetzt, ist ein großer Teil seines Lebens. Dank ihr trägt Stich das Bundesverd­ienstkreuz. Zudem sitzt er im Aufsichtsr­at des von ihm mitgegründ­eten Rückenzent­rums am Michel in Hamburg und tritt immer wieder als Investor in Erscheinun­g.

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FOTO: GATEAU/DPA Michael Stich feiert am heutigen Donnerstag seinen 50. Geburtstag.

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