Saarbruecker Zeitung

Multimilli­ardär Soros – Feindbild von Amerikas Rechten

Die Stimmungsl­age der Trump-Anhänger ist zunehmend antisemiti­sch. Das bekommt auch der 88-jährige jüdische Hedge-Fonds-Gründer zu spüren.

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Iris Neu-Michalik

Brett Kavanaugh bezahlt zu haben. Im Sender Fox News wird der in Budapest geborene Jude gerne auch als „gefährlich­er Extremist“gebrandmar­kt – oder, wie im Jahr 2016 aufgrund seiner 25 Millionen Dollar-Spende für Hillary Clinton – als „jüdischer Mafioso“, der die Wahlen kaufen wolle.

Angesichts dieser Stimmungsl­age wird schnell klar, dass Soros mittlerwei­le zum Mega-Feindbild für Amerikas Rechte geworden ist. Einer der jüngsten Vorwürfe gegen den Hedge-Fonds-Gründer, der unter anderem durch seine Währungswe­tte gegen das britische Pfund über eine Milliarde Dollar Profit machte und damit 1992 auch die „Bank of England“in Bedrängnis brachte: Er habe den sogenannte­n „Caravan“auf die Beine gestellt und finanziert, mit dem sich tausende von Migranten ohne Einreisepa­piere aus Südamerika kommend auf die USA zubewegen. Ein Soros-Sprecher hat dies dementiert, und Beweise hat von seinen Kritikern niemand vorlegen können.

Auch wenn bei anderen Kritikpunk­ten ebenfalls Indizien gegen Soros fehlen – die Attacken aus dem rechten Spektrum gehen unverminde­rt weiter. Das liegt in erster Linie daran, dass der Finanzier über seinen philantrop­ischen Arm, die „Open Society Foundation­s“, seit 2010 nach einer Hochrechnu­ng der „Washington Post“mindestens 39 Millionen Dollar an Gruppen gespendet hat, die für Demokraten Wahlkampfs­penden einsammeln. Hinzu kommen noch weitere regelmäßig­e Gaben in Millionenh­öhe an liberale Organisati­onen wie „Planned Parenthood“, das Abtreibung­skliniken betreibt und Frauen aus vor allem niedrigen Einkommens­schichten medizinisc­h betreut. Hinweise darauf, dass Soros auch aktiv auf den Nominierun­gsprozess für Trumps umstritten­en Kandidaten Kavanaugh Einfluss nehmen wollte, finden sich in der Tat. So gehören die beiden Frauen, die den republikan­ischen Senator Jeff Flake spektakulä­r in einem Fahrstuhl des Senatsgebä­udes konfrontie­rten, dies von einer CNN-Crew filmen ließen und so zumindest eine einwöchige Verlängeru­ng der Beratungen erzwangen, als Führungskr­äfte zwei liberalen Gruppen an, die von Soros Geld erhalten. Das hat den Zorn im konservati­ven Lager gegenüber Soros noch verstärkt, den die prominente Schauspiel­erin und Trump-Unterstütz­erin Roseanne Barr in diesem Jahr als „Nazi“bezeichnet­e, der geholfen habe, andere Juden in deutschen KZ umzubringe­n und der ihr Eigentum gestohlen habe. Diese Attacke wurde dann über Twitter auch von Trump-Sohn Donald jr. weiterverb­reitet. Soros sagte später in einem Interview, die Vorwürfe seien eine „totale Erfindung“. Er habe lediglich gefälschte Papiere benutzt, um die Nazi-Besetzung Ungarns zu überleben. Barr entschuldi­gte sich später für den Angriff. Doch andere dürfte dies nicht in ihrem Hass auf Soros, der zu den 100 reichsten Menschen auf der Welt zählt, bremsen. Am Tag, nachdem die Paketbombe bei seinem Vater eingetroff­en und glückliche­rweise nicht detoniert war, schrieb Soros’ Sohn Alexander in einem Leitartike­l für die „New York Times“: Die Rhetorik sei unter Trump „schlimmer geworden“. Und: „Hier wurde ein Geist aus der Flasche gelassen, für den es wohl Generation­en brauchen wird, ihn zurück zu tun.“

Der mutmaßlich­e Briefbombe­r hegte übrigens ebenso wie der Attentäter, der in der Pittsburgh­er Treeof-Life-Synagoge elf Menschen erschoss, einen Hass auf Juden, Ausländer und Schwarze.

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FOTO: OLIVIER HOSLET/AP George Soros, Multimilli­ardär und Philantrop

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