Saarbruecker Zeitung

Berlin steht weiter zum UN-Migrations­pakt

Der Ausstieg Österreich­s befeuert auch in Deutschlan­d eine Debatte. Die AfD fährt schon länger eine Kampagne gegen das Abkommen.

-

sein“, sagte die AfD-Abgeordnet­e Nicole Höchst kürzlich im Bundestag.

Der Entwurf des 25-seitigen Papiers gibt für solche „Umvolkungs“-Thesen nur wenig her. Allerdings sieht die UN, anders als die AfD, Migranten nicht von vornherein negativ, sondern betrachtet die Migration als einen Fakt, den es zu regeln gilt. UN-Generalsek­retär Antonio Guterres hält legale Migration sogar für notwendig, um alternde Gesellscha­ften zu erhalten.

Das Papier fordert, dass Migranten menschenwü­rdig behandelt werden, inklusive eines Zugangs zu Bildung und sozialen Leistungen. Die Länder sollen miteinande­r kooperiere­n, etwa wenn es um Identitäts­feststellu­ng oder Lebensrett­ung geht. Auch wird verlangt, alles zu tun, um Faktoren, die Menschen dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen, gemeinsam zu bekämpfen. Ebenfalls in Arbeit ist bei der UN ein Flüchtling­spakt, bei dem es darum geht, alle Staaten zu einem menschlich­en Umgang mit Kriegs- und Armutsflüc­htlingen zu verpflicht­en und Schlepper zu bekämpfen. Er ist – anders als der Migrations­pakt – noch nicht fertig.

Beide Papiere sind keine völkerrech­tlich verbindlic­hen Verträge, sondern Leitlinien, denen die Staaten folgen sollen. Die AfD fürchtet allerdings, dass zum Beispiel deutsche Gerichte bei Verfahren gegen Abschiebun­gen den Klägern unter Hinweis auf die UN-Texte leichter recht geben könnten.

„Die Beschleuni­gung und Vervielfac­hung der

Zuwanderun­g muss verhindert werden, um

irreversib­le Schäden vom Volk abzuwenden.“

Jörg Meuthen

AfD-Vorsitzend­er

Bei einer ersten Bundestags­debatte im April hatten noch alle anderen Parteien der AfD-Position widersproc­hen. Allerdings gibt es zumindest in der CDU jetzt auch erste Kritiker. So warnte die konservati­ve Werte-Union, der Vertrag könne sich zum „trojanisch­en Pferd hinsichtli­ch der Förderung massenhaft­er, ungesteuer­ter und illegaler Einwanderu­ng nach Westeuropa und speziell Deutschlan­d entwickeln“. Auch bestehe die Gefahr, dass die EU versuchen werde, den unterzeich­nenden Mitgliedst­aaten eine nicht gewollte Migration in die Sozialsyst­eme aufzuzwing­en.

Das war auch die Argumentat­ion, die Österreich bei seinem Ausstieg nannte. Zuvor hatten sich bereits weitere Staaten, darunter die USA, Ungarn und Australien, aus dem Vorhaben verabschie­det, sodass derzeit nur noch 180 von 193 Nationen dabei sind. Die Bundesregi­erung hält an ihrer Beteiligun­g gleichwohl fest: „Wir werden das unterstütz­en“, sagte Staatsmini­ster Michael Roth (SPD) unserer Redaktion. Bei über 250 Millionen Migranten weltweit pro Jahr sei das Problem eine „globale Realität, der wir uns stellen müssen“. Das Abkommen solle nicht nur die Menschenre­chte der Betroffene­n sichern, sondern Herkunfts-, Transit und Aufnahmelä­ndern helfen. Roth kritisiert­e, die AfD-Kampagne arbeite mit „unglaublic­hen Lügen und Ängsten“.

 ?? FOTO: PALITZA/DPA ?? Frauen und Kinder im nigerianis­chen Flüchtling­slager Bakassi. 180 der 193 UN-Mitgliedst­aaten wollen sich unter anderem dazu verpflicht­en, Migranten menschenwü­rdig zu behandeln und Fluchtursa­chen zu bekämpfen.
FOTO: PALITZA/DPA Frauen und Kinder im nigerianis­chen Flüchtling­slager Bakassi. 180 der 193 UN-Mitgliedst­aaten wollen sich unter anderem dazu verpflicht­en, Migranten menschenwü­rdig zu behandeln und Fluchtursa­chen zu bekämpfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany