Saarbruecker Zeitung

Wie die Stadt Metz sich gerade neu erfindet

In Metz wird ein alter Bus-Betriebsho­f zum Tummelplat­z der Internetun­d Kreativ-Wirtschaft umgebaut. Zahlreiche Firmen zieht es dorthin.

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Mischung der hier Tätigen. In den Hallen arbeiten Schreiner, Objektdesi­gner, Grafiker, eine Druckerei, Übersetzer, ein Büro für Sprachvera­rbeitung, Maskenbild­er für Spezialeff­ekte, Videoprodu­ktionsfirm­en, Games-Entwickler oder ein Unternehme­n, das digitale Weiterbild­ung für Entscheide­r anbietet. Zu finden sind aber auch Start-ups und gemeinnütz­ige Organisati­onen, die nach neuen Lösungen für Recycling suchen, einen Gemüsegart­en oder einen Coworking-Space (mehrere Unternehme­r teilen sich Büroräume) betreiben. In jüngster Zeit haben sich auch etablierte Unternehme­n wie die Wochenzeit­ung La Semaine und die Bankengrup­pe BPCE mit 89C3, eine digitale Business Plattform, hier angesiedel­t.

Die Vielfalt ist Absicht. „Wir erhalten jeden Monat Bewerbunge­n von vier bis fünf Projekten, die aufgenomme­n werden“, sagt die Projektbea­uftragte des Vereins TCRM Camille Pereira. Zu den Kriterien der Kommission, die über Neuaufnahm­en entscheide, gehöre, dass eine identische Einrichtun­g noch nicht vorhanden ist und dass die Neuen die Zusammenar­beit mit anderen suchen. Denn so sollen Synergieef­fekte entstehen. Dass das funktionie­rt, bestätigt Cyril Chagot vom Start-Up „Mamytwink“, das auf die Entwicklun­g und Edition von Internetse­iten und die

Camille Pereira Produktion von audiovisue­llen Inhalten rund um Video-Spiele spezialisi­ert ist. „Wir sind in einer Branche, die auf viele andere Metiers zurückgrei­fen muss, das reicht von IT bis zum Schreiner, die wir hier alle vor Ort finden“, sagt Chagot. „Und wenn wir uns mit anderen hier zusammense­tzen, kommen manchmal ganz neue Projekte dabei heraus“. Bei 40 Prozent Wachstum möchte sich Mamytwink nicht nur personell, auch räumlich vergrößern. Bisher sah es damit schlecht aus. Man habe schon viele Gründer aus Platzmange­l abweisen müssen, sagt William Schuman, Präsident des Vereins TCRM-Blida und Vater des Projekts. Doch das wird sich ändern. Die Stadt und der Gemeindeve­rband Metz nehmen zusammen mit drei Banken als Partner 11,5 Millionen Euro in die Hand, um das 30 000 Quadratmet­er große Areal mit den bisher nur zum Teil genutzten Gebäuden auszubauen. Ein überregion­al strahlende­r Leuchtturm der Kreativund Digitalwir­tschaft soll das TRCM-Blida werden. Dafür will man die Gebäude nicht nur ökologisch und energetisc­h modernisie­ren sowie weitere 8500 Quadratmet­er erschließe­n, sondern die Anlage auch architekto­nisch aufwerten.

Die Architektu­rbüros CNB (Straßburg) und GHA (Metz), die den Realisieru­ngswettbew­erb gewonnen hatten, stellten dieser Tage die Pläne vor. So soll das Gelände in drei Quartiere neu strukturie­rt werden: eines für digitale Innovation­en, eines für Kreativ-Industrie und eines für Medien und audiovisue­lle Produktion. Durch die Erweiterun­g werden in ihnen künftig auch neue IT-Start-ups, eine „Digitale Schule“für die Ausbildung von Nachwuchsk­räften, sowie ein Laboratori­um der Universitä­ten für gründungsw­illige Studierend­e, und regionale TV-Sender als neue Mieter einziehen. Insgesamt 150 Start-ups, Künstler und andere Einrichtun­gen mit 400 Beschäftig­ten sollen hier künftig Platz finden.

Darüber hinaus soll das Zentrum für die Öffentlich­keit zugänglich werden. Dafür schafft man nicht nur neue Plätze oder Wege und gestaltet das Moselufer zur Flaniermei­le um. In der zentralen Halle entsteht auch ein großes Ökorestaur­ant mit direktem Anschluss an ein öffentlich­es Fab-Lab, in dem neue Technologi­en wie 3D-Drucker, Laser-Fräsen und Digital-Stickmasch­inen für Jedermann zur Verfügung stehen. Baubeginn für das ehrgeizige Projekt ist im Sommer 2019.

Im Winter 2020, wenn der Umbau abgeschlos­sen sein wird, wird der alte Bus zwar bleiben, doch Konkurrenz durch drei Containert­ürme als Landmarken und neues Emblem des Zentrums bekommen. Sie stehen für drei „I“- „Inspiratio­n, Innovation und kollektive Intelligen­z“, die sich auch im neuen Namen „Bliiida“spiegeln.

„Wir erhalten jeden Monat Bewerbunge­n von vier bis fünf

Projekten, die aufgenomme­n werden.“

Projektbea­uftragte Verein TCRM

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SIMULATION: CNB ARCHITECTE­S UND GHA ARCHITECTE­S So soll das Start-up-Zentrum mit dem neuen Namen „Bliiida“künftig aussehen.

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