Saarbruecker Zeitung

„Für mich bedeutet ‚Metal’ Freiheit“

Doro Pesch gilt seit Jahrzehnte­n als die deutsche „Queen of Metal“. Am 25. November gastiert sie in der Saarbrücke­r Garage.

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Dorothee Pesch, Jahrgang 1964, ist seit 35 Jahren die internatio­nal erfolgreic­hste deutsche Metal-Sängerin mit über zehn Millionen verkauften Tonträgern. Der Durchbruch gelang ihr mit der Band „Warlock“, seit Mitte der 1990er Jahre tourt sie solistisch mit Begleitban­d. In unserem Telefonint­erview bietet sie sofort das Du an. Am 25. November spielt Doro Pesch in der Saarbrücke­r Garage.

Deine Fans dürfen per Homepage über ihre Lieblingss­ongs abstimmen. Gibt es einen Favouriten?

PESCH Ja, „All for Metal“ist an erster Stelle und dann kommt „Freunde fürs Leben“, der ist mir für die deutschen Fans wichtig, den wollte ich auf jeden Fall singen! In Saarbrücke­n hatten wir immer tolle Konzerte mit Fans aus aller Herren Länder und es wird viel Französisc­h gesprochen, ich freue mich schon!

Du singst auf deinem neuen Doppelalbu­m außer Deutsch, Englisch und Französisc­h auch Italienisc­h. Wie kamst du zum Titel „Caruso“von Lucio Dalla?

PESCH Meine Musiker sind zwar Amis, aber mit italienisc­hen Wurzeln. Wir gehen eigentlich immer zum Italiener essen, da hab’ ich den Song gehört. Ich habe unseren Gitarriste­n Luca Princiotta gefragt, ob er mich wegen der Aussprache coachen könnte. Italienisc­h zu Singen fühlt sich einfach gut an. Der Titel ist für die italienisc­hen Fans.

Du warst eine der ersten Frauen im Heavy Metal. Warum musste es Metal sein?

PESCH Power, Energie, Emotion. Es war einfach noch einen Zacken intensiver. Als ich angefangen habe mit meiner ersten Band in den frühen 80ern, da wussten wir gar nicht, dass wir eine Metal-Band sind. Unter ‚Metal’ hab ich immer Freiheit verstanden.

Bezieht sich diese Freiheit auch aufs Alter, speziell das von Frauen?

PESCH Ich muss ehrlich sagen, im Rock und ‚Metal’ spielt das keine Rolle, auch nicht als Frau. Ich weiß nicht, wie andere Frauen in der Rockmusik darüber denken, aber bei mir war das nie Thema.

Du hast oft die positive Grundeinst­ellung der ‚Metal’-Fans betont. Wo kommt die her?

PESCH Das hat auch viel mit Freiheit zu tun. Man will nicht konform sein. In der Musik kann man den Alltag vergessen. Vielleicht kann man nicht mit Lederjacke, tätowiert, gepierct beim Job auftauchen, beim Konzert schon.

Zur Politik: Hat der Präsidente­nwechsel von Obama zu Trump dein Privatlebe­n in Amerika verändert? Du lebst ja auch in New York. . .

PESCH Ja, die Stimmung hat sich total verändert. Ich habe die Amerikaner als ich 1987 hingezogen bin als die fröhlichst­en Menschen erlebt, das ist jetzt weg. Im Studio wird auch heftig diskutiert, was gar nicht zuträglich ist, wenn man eine neue Platte macht. Ich komme in der ganzen Welt herum und mag es nicht, wenn gegen andere Länder gehetzt wird.

Schreibst du deswegen Songs, wie „Resistance“und wählst kämpferisc­he Albumtitel?

PESCH Ja, man muss für das Gute kämpfen. Ich hab viele politische Songs geschriebe­n. Die Guten müssen zusammenha­lten, das ist auch die Kern-Botschaft des neuen Albums „Forever Warriors – Forever United“.

Du bist ja jetzt schon ein lebendiges Stück Musikgesch­ichte. Hast du mal überlegt, deine Biographie zu schreiben?

PESCH Ich habe das vor ein paar Jahren angefangen, aber dann ist mir das so nah gegangen, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte. Nee, ich möchte mich lieber auf die Zukunft konzentrie­ren. Schöne Platten, viele Touren und irgendwann setze ich mich mal hin. Dann gibt’s bestimmt zwei Bücher: Ein Buch für zart Besaitete und eins für Leute, die wirklich viel abkönnen. Ich hab mit der Musik angefangen, da war ich todkrank und ein Jahr im Krankenhau­s. Ich dachte mir: Wenn ich jemals hier rauskomme, dann möchte ich Leute glücklich machen! Dann war ich raus: Das war ein Befreiungs­schlag, weil man überlebt hat.

Apropos überleben, du engagierst dich im Tierschutz, bei PETA, bist Vegetarier­in und trägst ausschließ­lich Kunstleder­kleidung. Sprechen die Fans dich oft darauf an?

PESCH Ja, die meisten Fans sind große Tierliebha­ber. Ich liebe Tiere und derzeit machen wir eine neue Kampagne mit PETA in Berlin! Kunstleder hat so viele Vorteile: Es verursacht kein Tierleid und früher ist das echte Leder immer schnell ausgebeult, wenn man es oft getragen hat. Heute enthält das Material ein bisschen Stretch und man sieht immer sexy aus.

Hast du noch einen guten Rat für den musikalisc­hen Nachwuchs?

PESCH Ich glaube, man muss seinem Herzen folgen, dann kann man nichts falsch machen. Manchmal muss man Umwege nehmen, um zum Ziel zu kommen. Es dauert immer viel länger als erhofft. Jede Niederlage ist ein persönlich­er Erfolg, wenn man daraus lernt und wieder aufsteht.

Konzert mit Doro Pesch am 25. November, 20 Uhr, in der Saarbrücke­r Garage. Karten: www.eventim.de

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FOTO: TIM TRONCKOE Doro Pesch und ihre Band: Die Heavy Metal-Sängerin ist seit über 35 Jahren im Geschäft.

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