Saarbruecker Zeitung

Facebook muss Werbegesch­äft an Nutzerverh­alten anpassen

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(dpa) Facebook steht ein Umbruch bevor, der die jahrelang auf Hochtouren laufende Geldmaschi­ne des Online-Netzwerks abbremsen wird. Die Mitglieder versendete­n ihre Beiträge verstärkt im kleineren Freundeskr­eis statt als öffentlich­e Nachricht (von Facebook „Newsfeed“genannt), so Firmenchef Mark Zuckerberg. Der Konzern müsse sein werbefinan­ziertes Geschäftsm­odell daher umstruktur­ieren.

Aktuell stammen die Milliarden­gewinne des Online-Netzwerks laut Finanzchef Dave Wehner fast ausschließ­lich aus dem Newsfeed, der viel Platz für Anzeigen bietet. Werbeeinna­hmen aus seinen Kurznachri­chtendiens­ten Whatsapp und Messenger sowie den neuen Formaten auf Facebook seien dagegen bisher sehr gering.

Zu diesen Formaten gehören zum Beispiel die sogenannte­n Stories, bei denen Nutzer ihre Fotos und Videos für einen Tag für ausgewählt­e Freunde veröffentl­ichen. Die Idee hatte der Konzern vom Konkurrent­en Snapchat kopiert. Facebook gelang es dadurch zwar, den Aufstieg von Snapchat zu stoppen – die Foto-App kämpft seitdem mit Nutzerschw­und. Doch jetzt muss Facebook selbst die wirtschaft­lichen Konsequenz­en des veränderte­n Nutzerverh­altens tragen. Der Wandel verlaufe weniger geschmeidi­g als er es sich erhofft habe, räumte Zuckerberg ein.

Schon die Zahlen für das vergangene Quartal offenbarte­n einige Probleme. So verlor das Online-Netzwerk im zweiten Vierteljah­r in Folge eine Million Nutzer in Europa und hat hier noch 375 Millionen aktive Mitglieder. Weltweit gesehen geht das Wachstum des Online-Netzwerks aber weiter. Die Zahl monatlich aktiver Facebook-Nutzer legte binnen drei Monaten von 2,23 auf 2,27 Milliarden zu. Der Quartalsum­satz stieg im Jahresverg­leich um rund ein Drittel auf zwölf Milliarden Euro. Der Gewinn kletterte um neun Prozent auf 4,5 Milliarden Euro.

Allerdings dürften die Ausgaben in diesem Jahr um über 50 Prozent steigen und 2019 um weitere 40 bis 50 Prozent. Das sei unter anderem für die Sicherheit und den Kampf gegen Hass und Hetze nötig, sagte Zuckerberg. So stelle Facebook mehr Mitarbeite­r für seine Löschzentr­en ein, die verbotene Inhalte entfernen. Vor allem dadurch stieg die Zahl der Beschäftig­ten binnen eines Jahres um 45 Prozent auf 33 600.

Facebook wurde in diesem Jahr von dem Datenskand­al um Cambridge Analytica in eine Krise gestürzt. Zuletzt sorgte ein Hacker-Angriff, von dem rund 30 Millionen Nutzer betroffen waren, für neue Negativ-Schlagzeil­en. Diese Turbulenze­n scheinen das Geschäft des Online-Netzwerks jedoch bisher kaum beeinfluss­t zu haben.

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FOTO: HARNIK/AP Wegen umstritten­er Geschäftsp­raktiken des Konzerns musste sich Firmenchef Mark Zuckerberg kürzlich einer Anhörung im US-Senat stellen.

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