Noch übt der Chor fürs große Requiem in der Ludwigskirche
„Hosanna! Hosanna!“– der Raum glüht geradezu, der Oratorienchor probt das Requiem von Antonín Dvor ák und schmettert den Flehruf „Hilf doch!“. Chorleiterin Annemarie Ruttloff, bei der einige Chormitglieder schon seit Kindertagen singen, ist noch nicht ganz zufrieden. „Steht mal auf und macht Euch auf den Weg,“regt sie an. Die Sänger verteilen sich im Raum, und schon klingt es weniger fest. Welcher Klang ihr für das Benedictus vorschwebt, macht sie mit folgenden Worten deutlich: „Ich kann noch gar nicht fassen, was da kommt, das Scheue muss drin sein.“Wer Frommes singt, muss vielleicht nicht fromm sein, aber Annemarie Ruttloffs Glaubwürdigkeit beseelt doch das Geschehen.
„Nicht all zu schwierig, aber ganz Dvor ák,“lautete der Wunsch des Musikverlegers und Freundes Littleton nach einer Komposition „für England“, für das große Musikfest in Birmingham. Der tschechische Komponist Antonin Dvor ák (1841 – 1904) brachte 1891 sein Requiem Opus 89 zur Uraufführung nach Birmingham. Wie auch andere Komponisten des 19.Jahrhunderts löst Dvor ák das Requiem aus seiner liturgischen Funktion bei der Totenmesse, wobei er den kanonischen Text beibehält. Das Werk wurde für konzertante Aufführung komponiert. Im ersten Teil – Introitus, Graduale und Sequenz – scheint der Schrecken allgegenwärtig, die düstere Stimmung im Angesicht des Todes kündigt sich gleich zu Beginn mit einer kurzen bangen Tonfolge an – „metrisch unbestimmt, harmonisch schwebend, vage, verwischt …“(V. Großkreutz), die als Leitmotiv über 100 Abwandlungen in Tonart, Klangfarbe, Rhythmus und Taktart erfährt, und gesungen oder vom Orchester gespielt, eine sogartige Wirkung entfaltet. Antonin Dvor ák greift als erfahrener Sinfoniker tief in seine Trickkiste. Er weiß, wie man durch das Aufgreifen eines Themas Zusammenhang stiftet, souverän handhabt er den Klangkörper mit zum Teil achtstimmigem Chor und großer Bläserbetzung, das Konzertprogramm erwähnt Englischhorn, Bassklarinette, Kontrafagott, vier Hörner, Trompeten, Posaunen, Tuba, sowie die ungewöhnlichen Schlaginstrumente Tamtam und Röhrenglocken. Es bahnt sich auch Hoffnung und Trost den Weg, lyrisch, erhaben, kraftvoll. Beim Konzert am nächsten Sonntag in der Ludwigskirche soll mit einer Schweigeminute der Opfer des ersten Weltkriegs gedacht werden. - Der Termin: Sonntag, 4. November, 17 Uhr in der Saarbrücker Ludwigskirche
Die Musiker: Konstanze Ruttloff (Sopran), Judith Braun (Alt), Tilman Lichdi (Tenor,Ekkehard Abele (Bass), Musiker der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Oratorienchor Saarbrücken