Saarbruecker Zeitung

Ein Pokalspiel als Lehrbeispi­el für die Zukunft

RB Leipzig wirft Hoffenheim aus dem DFB-Pokal – und RB-Trainer Rangnick besiegt seinen künftigen Nachfolger Nagelsmann.

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(sid) Julian Nagelsmann huschte ein Lächeln über die Lippen, zu seiner Linken musste auch Ralf Rangnick schmunzeln. Nach dem 2:0 (0:0)-Erfolg des Bundesligi­sten RB Leipzig im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim saßen die beiden gegnerisch­en Trainer auf dem Podium im Inneren des Leipziger Stadions, als die gemeinsame Zukunft zum Thema wurde.

Nagelsmann machte nach kurzem Überlegen aus der Besonderhe­it des Abends keinen Hehl. „Es ist, glaube ich, ganz menschlich, wenn man in Leipzig landet und einen kurzen Gedanken daran verschwend­et“, sagte Nagelsmann, der unter Sportdirek­tor Rangnick ab der kommenden Saison Trainer der Sachsen wird. „Aber“, versichert­e der 31-Jährige mit Nachdruck, „ich war heute schon mit Leib und Seele Trainer von Hoffenheim.“

Und damit war er der Verlierer des intensiven und taktisch geprägten Duells mit seinem künftigen Vorgesetzt­en. Erstmals seit der Bekanntgab­e des Klubwechse­ls im Sommer gastierte Nagelsmann am Mittwoch mit der TSG in seiner neuen Heimat. Die Atmosphäre in der mit 21 042 Zuschauern nur halbvollen Arena dürfte ihn wenig beeindruck­t haben – die Qualität des Leipziger Spiels dagegen umso mehr. Taktisch disziplini­ert, zweikampfs­tark und extrem gefährlich durch Konter – Nagelsmann musste auf den Geschmack gekommen sein. Allen voran auf die Zusammenar­beit mit Torjäger Timo Werner dürfte sich Nagelsmann nun noch ein wenig mehr freuen.

20 „sehr, sehr schlechte Minuten nach der Halbzeit“hatte Nagelsmann als Grund für das „verdiente“Zweitrunde­n-Aus angeführt. Ihren Ursprung hatten die plötzlich auftretend­en Probleme nach dem ausgeglich­enen ersten Durchgang auch in der Einwechslu­ng des Doppeltors­chützen Werner (48./56.). Für den ersten Treffer brauchte der 22-Jährige keine drei Minuten, den zweiten legte er wenig später nach.

Werner stellte die TSG-Defensive mit seiner Schnelligk­eit und Antrittsst­ärke vor enorme Probleme. Trainer Rangnick brachte er in Verlegenhe­it. Der 60-Jährige lobte seine Mannschaft für das „bisher beste Saisonspie­l“, er wollte keinen Spieler herausstel­len. An einem Sonderlob für Werner kam Rangnick dann aber doch nicht vorbei. „Er hat gezeigt, welche Torjägerqu­alitäten er besitzt. Er war sicher der Matchwinne­r“, sagte Rangnick, dessen Team seit nunmehr neun Spielen ungeschlag­en ist und zuletzt fünf Mal ohne Gegentor blieb.

Gegen Hoffenheim spielte Leipzig nach zuletzt harmlosere­n Auftritten wieder mit der von Rangnick propagiert­en RB-DNA des schnellen Umschaltfu­ßballs. Diesen hatte er bei Ex-Trainer Ralph Hasenhüttl zunehmend vermisst, diesen erwartet er in Zukunft auch von Nagelsmann. Mit der Vorgabe steht Rangnick in Leipzig aber nicht allein da. „Wenn wir unsere aktuell gute Abwehr mit unserem Tempofußba­ll vereinen, dann ist es schwer, uns aufzuhalte­n“, sagte auch Werner. Und Nagelsmann? Der wird das Pokalspiel als Lehrbeispi­el für die Zukunft in Erinnerung behalten.

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FOTO: IMAGO Am Mittwoch Gegner, demnächst in einem Team: Julian Nagelsmann (links) und Ralf Rangnick.

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