Abwägen zwischen Risiko und Perfektion
Die Stuttgarterin Elisabeth Seitz will bei ihrer neunten Teilnahme bei einer Turn-WM endlich die ersehnte Medaille gewinnen.
auch öfter schief.
Entscheiden kann die deutsche Rekordmeisterin aus Stuttgart ganz allein. „Aber natürlich werde ich mich mit den Trainern abstimmen“, räumt sie ein. Im Vorkampf ließ sie die Verbindung weg. Die Riege erreichte dennoch das Team-Finale, und die 24-Jährige kam auf Platz drei an ihrem Lieblingsgerät. „Da stand das Risiko nicht zur Diskussion, denn ich wollte ja nicht dem Team schaden“, gibt sich die allseits beliebte und stets strahlende Seitz wie so oft als absoluter Team-Player. Das Finale mit der Mannschaft wurde erreicht, die Euphorie war groß, wenngleich sich damit die Belastung für sie als Leistungsträgerin verdoppelte. Immer noch sei sie so aufgeregt, dass es nicht mehr schön sei. „Kein angenehmes Gefühl“, gibt sie zu. Doch Eli sieht sich selbst als „Rampensau“. „Wenn ich in die Wettkampfhalle komme, fällt alles von mir ab. Aber manchmal frage ich mich schon: Warum tue ich mir das an?“, berichtet sie.
Nach den Tränen von Rio wegen des so hauchdünn verpassten Podests, zwei EM-Medaillen und zwei Gesamt-Weltcupsiegen soll nun endlich mal Edelmetall bei einer WM her. „Davon träumt jeder Sportler. Das Problem ist, sich im Wettkampf genau damit nicht verrückt zu machen“, sagt Seitz. Sie freut sich, endlich mal eine Vorbereitung so ganz in Ruhe genossen zu haben. Doch unproblematisch war dieses Jahr trotzdem nicht. Im April sei es „ein Schock“gewesen, als sie erfuhr, dass ein Bauch-Ödem ihren EM-Start in Glasgow verhinderte. „Das war erschreckend, eine böse Überraschung.“Drei Monate durfte sie ihren Sport nicht ausüben. „Doch im Nachhinein war es vielleicht gut, mal entspannter in die WM-Trainingslager zu gehen.“
Seitz nutzte die Pause, um in ihrem Pädagogik-Studium an der PH Ludwigsburg weiterzukommen, hatte schöne Tage bei ihrem ersten Lehrer-Praktikum. Die Kinder
wussten nicht, wer da vor ihnen steht. „Einige haben es vielleicht geahnt. Aber für alle war ich nur die Frau Seitz. Nicht die Turnerin“, erzählt sie. Das könnte sie mit einer WM-Medaille ändern.