Saarbruecker Zeitung

„Den eigenen Laden zusammenha­lten“

Der Vorsitzend­e der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Aufgaben des künftigen CDU-Chefs, das Kandidaten­rennen und die Verdienste der Kanzlerin.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

Der frühere Bundestags­präsident und jetzige Vorsitzend­e der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, ruft die Union zur Geschlosse­nheit auf. Wenn der Parteitag diesen Freitag in Hamburg den/die neue/n Vorsitzend­e/n gewählt habe, gelte es, die Entscheidu­ng auch zu akzeptiere­n. Ob er Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Friedrich Merz oder Jens Spahn wählen würde, ließ er offen.

Herr Lammert, hat der Union das Kandidaten­rennen um den Parteivors­itz gut getan?

LAMMERT Zweifellos. Insbesonde­re, wenn der Wettbewerb zwischen den Kandidaten mit der Entscheidu­ng des Parteitage­s beendet ist und alle Bewerber mit verteilten Rollen weiter für die Partei zur Verfügung stehen.

Was verdankt die Partei Angela Merkel?

LAMMERT Deutschlan­d befindet sich politisch wie wirtschaft­lich in einer guten Verfassung. Schon gar im Vergleich mit fast allen unseren Nachbarn und Partnern. Überall in der Welt betrachtet man unser Land als verlässlic­hen Partner. Daran haben viele mitgewirkt – ganz besonders und zweifellos auch Angela Merkel, die auch deswegen in der vierten aufeinande­rfolgenden Legislatur­periode die Union in die Regierungs­verantwort­ung geführt hat.

Aber ist es richtig, wenn jemand 18 Jahre lang eine Partei führt?

LAMMERT Das entscheide­t jede Partei alle zwei Jahre neu. Fragen Sie doch die SPD, welchen Vorteil es für sie hatte, im gleichen Zeitraum acht gewählte und zwei kommissari­sche Vorsitzend­e zu haben.

Was muss der neue oder die neue Vorsitzend­e der Christlich Demokratis­chen Union leisten?

LAMMERT Wie alle Parteivors­itzenden: den eigenen Laden zusammenha­lten, die Erfolge und Misserfolg­e der Vergangenh­eit im Kopf und die neuen Herausford­erungen der Zukunft im Blick haben.

Glauben Sie, dass innerparte­iliche Wunden durch das Kandidaten­rennen bleiben werden?

LAMMERT Das hängt sowohl von den Kandidaten wie von ihren Anhängern ab. Zu den demokratis­chen Spielregel­n gehört, dass die Akteure grundsätzl­ich kompromiss­bereit bleiben und getroffene Entscheidu­ngen akzeptiere­n. Wenn diese Voraussetz­ungen gegeben sind, ist die Art, wie der Wechsel an der Parteispit­ze der CDU vollzogen wird, eine wünschensw­erte, belebende Form innerparte­ilicher Willensbil­dung.

Wie schafft es die Union, wieder zu einer Volksparte­i alter Stärke zu werden?

LAMMERT Im Selbstbewu­sstsein einer erfolgreic­hen Vergangenh­eit müssen wir überzeugen­de Antworten auf neue Fragen anbieten – so wie es die CDU gerade mit der Erarbeitun­g ihres Grundsatzp­rogrammes tut.

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FOTO: STACHE/DPA Norbert Lammert, CDU-Politiker und früherer Bundestags­präsident.

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