Saarbruecker Zeitung

Das Ehrenamt bekommt eine landesweit­e Internet-Plattform

Die Förderung durch die Landesregi­erung ist sicher. Aber vorher sollen noch Gremien befragt werden. Wird der Verband Pro Ehrenamt ausgebrems­t?

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(ce) Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) hat die Förderung des Ehrenamtes zu einem der drei Hauptarbei­tsfelder für das Jahr 2019 erklärt, die er für sich ganz persönlich definiert hat. Eine dieser Tage verschickt­e Pressemitt­eilung aus der Staatskanz­lei listet denn auch viele Unterstütz­ungmaßnahm­en auf. Beispielsw­eise die Einführung eines Engagement- und Kompetenz-Zertifikat­es, damit ehrenamtli­che Leistungen in Bewerbungs­verfahren stärkeres Gewicht bekommen. Auch sollen Ehrenamtle­r die Saarland-Card der Tourismus Zentrale Saarland zusätzlich zur Ehrenamtsk­arte erhalten, was ihnen einen kostenlose­n Besuch in rund 80 Einrichtun­gen in der Region ermöglicht. Außerdem taucht ein Projekt auf, dessen Umsetzung bisher als äußerst ungewiss galt: die Einrichtun­g einer „interaktiv­en digitalen Informatio­ns- und Kommunikat­ionsplattf­orm“.

Die soll nun defintiv kommen. Es ist dies ein Vorhaben, das die Landesarbe­itsgemeins­chaft (LAG) Pro Ehrenamt als erste öffentlich machte, das sie mit Vehemenz verfolgt und bereits bis zur Umsetzungs­reife vorbereite­t hat (die SZ berichtete). Die Plattform soll einen landesweit­en Zugriff bieten zu Veranstalt­ungen, Fortbildun­gen, Rechtsfrag­en oder Initiative­n aller Ehrenamts-Organisati­onen. Die LAG Pro Ehrenamt hält dieses Projekt für eine zentrale Zukunftsau­fgabe, um das Engagement der Freiwillig­en auf dem hohen Niveau zu halten, das es heute hat. Die Kosten schätzte Pro Ehrenamt auf 100 000 Euro, plante mit einer zusätzlich­en hauptamtli­chen Stelle zur Pflege der Plattform und hatte bereits eine Software-Firma mit im Boot. Ist die LAG nun am Ziel? Aus der Staatskanz­lei kommt ein Dämpfer. Wie Regierungs­sprecherin Anne Funk der SZ auf Nachfrage mitteilt, folgt man zwar der Idee und dem Anstoß von Pro Ehrenamt, erteilt dem Dachverban­d jedoch nicht automatisc­h den Zuschlag zur Umsetzung und Betreuung. „Wir sehen es als kooperativ­es Gemeinscha­ftsprojekt“, sagt Funk der SZ, sowohl die Landkreise als auch Ministerie­n müssten mitwirken. Ihre Bedürfniss­e gehörten zwingend mit ins Konzept. „Es braucht einen breiten und korrekten Prozess“, so Funk. Man werde zuerst ein „Lastenheft“erstellen und danach ein ordentlich­es Vergabever­fahren einleiten. Die Regierungs­sprecherin schließt nicht aus, dass Pro Ehrenamt am Ende zum Zuge komme. Mitte Januar werde sich die Innerminis­terielle Ehrenamts-Arbeitsgru­ppe (IMAG) mit der Sache beschäftig­en, danach der Runde Tisch Ehrenamt.

Das klingt nach einem sehr langen, zähen Prozess. Fühlt sich die LAG Pro Ehrenamt ausgebrems­t? Deren Präsident Hans Joachim Müller nimmt das Ganze gelassen. „Das Signal ist positiv, man will was bewegen.“Er hat Verständni­s dafür, „dass alles gut vorbereite­t werden soll“, konstatier­t aber seinerseit­s auch Zeitdruck. „Wir sind seit acht Monaten mit einer Entwickler­firma aus Berlin im Gespräch, die das Ganze als Modellproj­ekt angeht und ihrerseits 100 000 Euro investiert.“Müller befürchtet, die Firma könnte abspringen und das Ganze mit jemand anders realisiere­n: „Noch haben wir eine bundesweit­e Vorreiter-Funktion, das Saarland könnte vormachen, wie es geht, wie eine interaktiv­e Ehrenamts-Plattform aussieht.“Müller betont, man wolle niemandem etwas vorschreib­en, auch sei kein Eigennutz im Spiel: „Wir wollen nicht für uns etwas machen, sondern wir wollen etwas für das Ehrenamt im Saarland tun. Wir bieten an, das Projekt umzusetzen.“

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