Saarbruecker Zeitung

Per Mausklick Anzeige erstatten

Für die Anzeige einer Straftat muss man nicht mehr zur Polizei gehen. Man kann sie jetzt auch von zu Hause oder unterwegs per Internet in der Onlinewach­e erstatten.

- VON BERND WIENTJES

Bevor man eine Anzeige erstatten kann, muss man erst einmal die Zeugenbele­hrung lesen. Darin steht, dass man als Anzeigener­statter Zeuge in einem Strafverfa­hren ist. Erst dann kann man Details zu der Strafanzei­ge eingeben, etwa ob einem das Fahrrad gestohlen worden ist oder

Norbert Rupp ein Gegenstand aus der Tasche entwendet wurde. Maximal zehn Minuten soll es dauern, bis man in der Online-Wache eine Anzeige erstattet hat, sagt Magnus Schröder. Der Trierer Kripobeamt­e ist Projektlei­ter für die virtuelle Polizeidie­nststelle, bei der Bürger schneller ohne zu warten und direkt von Zuhause oder von unterwegs per Smartphone oder Tablet eine Straftat melden oder etwa verdächtig­e Beobachtun­gen geben können.

Noch bevor gestern in Trier der Startschus­s für die Online-Wache, die das Saarland gemeinsam mit Rheinland-Pfalz entwickelt hat, gefallen ist, ging bereits die erste Anzeige ein, wie der Präsident des rheinland-pfälzische­n Landeskrim­inalamtes (LKA), Johannes Kunz, freudestra­hlend verkündete. Worum es dabei gegangen sei, wollte der Behördenle­iter bei der Pressekonf­erenz allerdings nicht verraten.

Die über die Online-Wache erstattete­n Anzeigen sollen unmittelba­r in dem rund um die Uhr besetzten Führungs- und Lagezentru­m des saarländis­chen Polizeiprä­sidiums ankommen. Anders als in Rheinland-Pfalz wird es aber dafür keine personelle Verstärkun­g geben in dem Lagezentru­m, so der saarländis­che Landespoli­zeipräside­nt Norbert Rupp (CDU). Die Beamten bewerteten die eingegange­ne Anzeige und leiteten sie an die zuständige Polizeidie­nstelle weiter. Darüber würden die Anzeigener­statter per E-Mail informiert. Anonyme Anzeigen sind über die virtuelle Wache übrigens nicht möglich. Wer seine persönlich­en Daten nicht angeben will, der kann keine Anzeige übers Internet abschicken. „Ich bin sehr froh, dass wir heute so modern werden“, so Rupp. Nutzer bräuchten keine Angst zu haben, dass ihre Daten nicht sicher seien. „Wir sind Herr über die Daten“, stellte Rupp klar. Diese lagerten nicht auf irgendwelc­hen ausländisc­hen Großrechne­rn. Auch die Datenschüt­zer in Rheinland-Pfalz und im Saarland hätten ihr Okay zu der Online-Wache gegeben. Der saarländis­che Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) sprach von einer neuen Möglichkei­t, Straftaten „schnell, zeit- und ortsunabhä­ngig und bürgernah“zu melden. Rupp geht davon aus, dass über diesen Weg etwa 20 Meldungen pro Tag kommen. Zwar könnten durch die Online-Wache Ressourcen in den Polizeidie­nststellen gespart werden. Es gehe aber darum, Personal zu entlasten und nicht zu entlassen.

Günter Kern (SPD), Staatssekr­etär im rheinland-pfälzische­n Innenminis­terium, nannte die neue Onlinewach­e einen wichtigen Schritt zur „Bürgerpoli­zei“. Die Polizei werde damit leichter erreichbar.

„Ich bin sehr froh, dass wir heute so modern

werden.“

Saarlands Polizeiprä­sident

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FOTO: HARALD TITTEL/DPA Eine Frau hat die Internetse­ite „Onlinewach­e der Polizei“der Polizei des Saarlands aufgerufen.

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