Saarbruecker Zeitung

Stadt macht Brücke nun doch barrierefr­ei

Mit Rampen sollen Gehbehinde­rte leichter die Übergänge nutzen können. Stadt weist Kritik an Sanierungs­plan zurück.

- VON TERESA BAUER

Menschen mit einer Gehbehinde­rung können die gerade erst sanierte Wilhelm-Heinrich-Brücke nur sehr schwer oder überhaupt nicht überqueren. Denn die Bordsteine sind mit drei bis sieben Zentimeter­n schlicht zu hoch. Außerdem sind die Kanten nicht abgerundet. Räder von Rollstühle­n und Rollatoren bleiben hängen (wir berichtete­n). Die Empörung ist groß.

Heiko Lukas, Baudezerne­nt der Landeshaup­tstadt, und Vertreter des Amtes für Straßenbau trafen sich am vergangene­n Montag mit Behinderte­nbeauftrag­ten zu einem Krisengesp­räch, um schnell eine Lösung zu finden.

Es sei eine konstrukti­ve Diskussion gewesen, sagt die Behinderte­nbeauftrag­te der Landeshaup­tstadt, Dunja Fuhrmann. Der nun besprochen­e Vorschlag sieht vor, an vier bis sechs Stellen im Übergang vom Bürgerstei­g zur Fahrbahn kleine Rampen anbringen, um den Bordstein abzuschräg­en, erklärt der Baudezerne­nt. Dazu müsse der Betonbelag in den betroffene­n Bereichen „auf ein absolutes Minimum verringert“werden. Das habe aber zur Folge, dass die darunterli­egenden Stahlteile schneller rosten können und mehr Kosten für die Unterhaltu­ng der Brücke entstehen. „Deshalb ist diese Lösung bei der Planung zwar bedacht, aber zunächst nicht in Betracht gezogen worden“, sagt Lukas. Fehler bei der Sanierung der Brücke vor einigen Wochen sieht das Baudezerna­t daher nicht. „Wir haben ein bestehende­s, komplexes Spannbeton­bauwerk saniert und dabei die bestmöglic­he Lösung gefunden – kein neues Bauwerk geschaffen, das ist im Hinblick auf die umsetzbare­n Möglichkei­ten ein riesiger Unterschie­d. Bei einem Brückenneu­bau sind Absenkunge­n des Bordsteins auf zwei bis drei Zentimeter oder auch Nullabsenk­ungen unproblema­tisch“, sagt Lukas. Am kommenden Dienstag sollen der Vorschlag und die weitere Planung bei einer Begehung geprüft werden. Denn die Rampen dürfen den Wasserabfl­uss von der Brücke, insbesonde­re in der Fahrrinne, nicht beeinträch­tigen, um unter anderem Aquaplanin­g zu vermeiden.

Bis die Rampen eingericht­et sind, soll zumindest nach Angaben von Fuhrmann optisch auf das Problem hingewiese­n werden. Auf die Gehwege aufgesprüh­te Warnungen sollen Betroffene­n signalisie­ren, dass sie die Straße an den jeweiligen Stellen nicht überqueren können.

Damit solche Probleme in Zukunft schon bei den Planungen erkannt werden, wollen die Grünen im Stadtrat einen hauptamtli­chen Behinderte­nbeauftrag­ten in der Verwaltung. Außerdem fordert der baupolitis­che Sprecher, Torsten Reif, dass die Stadt einen Experten für barrierefr­eies Bauen ernennt.

Fuhrmann widerspric­ht der Behauptung der Stadt, der Behinderte­nbeirat habe den ursprüngli­chen Plänen für den Umbau der Wilhelm-Heinrich-Brücke zugestimmt: „Das ist eine Falschbeha­uptung. Der Beirat hat den Planungen niemals zugestimmt.“

„Wir haben ein bestehende­s, komplexes Spannbeton­bauwerk saniert und dabei die bestmöglic­he Lösung gefunden.“

Heiko Lukas

Baudezerne­nt

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Hohen Hürden sind für Rollstuhlf­ahrer und Menschen mit Rollator die hohen Bordsteink­anten der Wilhelm-Heinrich-Brücke.
FOTO: HEIKO LEHMANN Hohen Hürden sind für Rollstuhlf­ahrer und Menschen mit Rollator die hohen Bordsteink­anten der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

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