Saarbruecker Zeitung

Am Rande des Parteitags: HSV-Trainer und Krähenplag­en

- VON HAGEN STRAUSS UND DPA

ade, scheiden tut weh. Könnte man meinen. Doch die Ex-CDU-Chefin ließ sich auf dem Parteitag ihren Trennungss­chmerz kaum anmerken. Merkels oberstes Gebot war stattdesse­n: Absolute Neutralitä­t. Deswegen setzte sie sich am Presseaben­d anders als sonst üblich nicht mit Chefredakt­euren vieler Medien an einen Tisch, um so Fragen nach potentiell­en Nachfolger­n aus dem Weg zu gehen. Oder wie Merkel süffisant meinte: „Ich hatte ein bisschen Sorge, dass wir monothemat­isch diskutiere­n.“

Volker Bouffier, hessischer Ministerpr­äsident, ist nicht gerade als der Witzigste in der CDU bekannt. Doch der Parteivize belehrte die Hamburger Delegierte­n eines Besseren. Er hat tatsächlic­h Humor! Bouffier hielt nämlich die Lobeshymne auf die Kanzlerin. Und dabei rechnete er vor: In den 18 Jahren von Merkels Parteivors­itz habe es drei Päpste gegeben, „der HSV hat 24 Trainer verbraucht und die SPD zehn Vorsitzend­e.“Großes Gelächter. Fehlte nur noch die Heiligspre­chung für Merkel.

Einer, der mit ganz anderen Bandagen kämpfen kann als die Kandidaten für den CDU-Vorsitz, war auch auf dem Parteitag – und das nicht zum ersten Mal: Vitali Klitschko, der frühere Boxprofi und ukrainisch­e Politiker. Klar, so einen fragt man, für welchen Kandidaten er in den Ring steigen würde. Antwort: „Ich darf es nicht sagen.“Okay. Nächster Versuch. „Ich bin nicht Mitglied der CDU“, so seine erneute Abwehr. Ob er denn traurig sei, dass Angela Merkel gehe? „Ja.“Kurz und schmerzlos.

Merkel-Nachfolge hin, Merkel-Nachfolge her, es gab ja auch noch Anträge auf dem Parteitag. 270 Seiten stark war die entspreche­nde Vorlage. Hier toben sich die Spezialist­en von der Basis aus, mit großer Lust am Detail. Kostproben: Der

Kreisverba­nd Steinfurt begehrte die Ersetzung des Begriffes „alternde Gesellscha­ft“durch die Worte „demografis­che Entwicklun­g“im wirtschaft­spolitisch­en Leitantrag. Klingt ja auch schöner. Die Delegierte­n aus

Wesel forderten eine „Bekämpfung der Krähenplag­e.“Und die Junge

Union verlangte die Einführung eines Jagdschein­s in Chipkarten­form. Mit was sich so ein Parteitag alles beschäftig­en muss...

Ganz andere Sorgen haben die 80

Bergarbeit­er aus der Lausitz, die vor Beginn des Parteitags gegen einen schnellen Kohleausst­ieg und für den Erhalt ihrer Arbeitsplä­tze demonstrie­rten. Vor dem Haupteinga­ng der Messe hielten sie den eintreffen­den Delegierte­n Banner entgegen mit Aufschrift­en wie „Wir lassen die Lausitz nicht ausradiere­n“und „Unsere Arbeit sichert Wohlstand“.

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