Saarbruecker Zeitung

Microsoft will jetzt auf Google setzen

Der Browser Edge soll künftig auf der offenen Software von Chrome basieren, um Geschwindi­gkeit und Kompatibil­ität zu verbessern. Kritiker warnen davor, dass Google seine ohnehin dominante Marktstell­ung damit weiter ausbauen könnte.

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10 abgelöst. Der Browser galt als Microsofts Hoffnungst­räger und sollte seinen Vorgänger in Sachen Schnelligk­eit und Bequemlich­keit um Längen übertrumpf­en. Edge kam zuletzt allerdings nach Berechnung­en der Marktforsc­hungsfirma Statcounte­r weltweit nur auf einen Nutzungs-Anteil von 2,2 Prozent. Googles Chrome-Browser, der ebenfalls auf Chromium läuft, dominiert demnach mit knapp 62 Prozent mit großem Abstand. Entwickler optimierte­n deshalb ihre Webseiten vorrangig für die Google-Technologi­e.

Vor dem Hintergrun­d der Dominanz der Google-Technologi­e im Browser-Markt stößt die Entscheidu­ng Microsofts bei Wettbewerb­ern aber auch auf Kritik. Microsofts Umstieg könne diesen Trend noch verstärken, warnte Mozilla, Entwickler des konkurrier­enden Browsers Firefox. „Microsoft überlässt Google noch mehr Kontrolle über das Online-Leben“, kritisiert­e Mozilla-Chef Chris Beard.

Vom geschäftli­chen Standpunkt sei es zwar verständli­ch, dass Microsoft das Handtuch bei Edge wirft. Aber es sei „schrecklic­h“, wenn ein einzelnes Unternehme­n fundamenta­le Online-Infrastruk­tur im Griff habe, kritisiert­e Beard. Der Firefox-Browser kam weltweit zuletzt laut Statcounte­r auf einen Marktantei­l von rund fünf Prozent.

Microsoft hatte sich einst selbst nach einem erbitterte­n „Browserkri­eg“eine dominieren­de Position mit dem Internet Explorer erkämpft. Sie wurde aufgebroch­en, als zunächst Firefox und dann Googles Chrome auf den Markt kamen und Apples Safari-Browser

„Microsoft überlässt Google noch mehr Kontrolle über das

Online-Leben.“

Chris Beard

Chef des Firefox-Entwickler­s Mozilla

einen großen Anteil der Web-Nutzung auf iPhone und Mac übernahm.

Mit den Plänen untermauer­t Microsoft ein weiteres Mal seine Öffnung hin zur Entwickler­gemeinde von Open-Source-Software, die maßgeblich Microsoft-Chef Satya Nadella im Unternehme­n etabliert hatte. Seinem Vorgänger Steve Ballmer galt quelloffen­e Software noch als Teufelszeu­g. Für zahlreiche Funktionen im Edge-Browser habe Microsoft allerdings bereits auf Open Source gesetzt, sagt Belfiore. Die mobile Version basiere beispielsw­eise bereits komplett auf offener Software.

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FOTO: DPA Nachdem sich beide Konzerne jahrelang einen erbitterte­n Wettstreit lieferten, könnte die geplante Zusammenar­beit der Software-Riesen zu einer weiteren Monopolisi­erung des Marktes führen.

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