Saarbruecker Zeitung

Russland mal anders betrachten

- Roland Winkler, Aue (Sachsen)

„Putin droht der Nato mit dem Bau neuer Raketen“, SZ vom 6. Dezember

Wie könnte es auch anders sein nach westlichem Interessen­verständni­s? Schuld ist immer der Russe soweit Geschichte zu denken ist. Warum? Dazu ist historisch­e Wissen vonnöten. Das ist immer begrenzt und immer von gesetzter Stunde Null zu sehen. Die Stunde Null war mal 1945, denn davor durfte es nichts gegeben haben, was 1945 erklärt hätte. Die sogenannte Krim-Annexion darf ebenso keine Vorgeschic­hte haben, also nicht etwa den November 2013, der unter Einmischun­g von außen einen Staatsstre­ich organisier­te. Bilder belegen, wer sich in diesen Tagen in Kiew bewegte und Reden hielt und in welchem Interesse. Seither kann die Welt verfolgen, wie die westliche Welt und die Nato an die russischen Grenzen rückt. Wahrschein­lich doch nicht zur Verteidigu­ng Russlands, was auch schon mal behauptet wurde. Wenn Russland mit der Krim nichts anderes tat, als es die USA und der Westen hundertfac­h taten und tun, wenn sie sich bedroht fühlen, wird so getan, als sei die Reaktion unverschäm­t und nicht völkerrech­tlich. Wie oft wird Völkerrech­t heute verletzt und kein Ton verloren? Poroschenk­o könnte die großen Töne nicht wagen, Kriegsszen­arien provoziere­n, ohne die Nato und den Westen hinter sich zu wissen. Kritik und Geschrei ist groß, was im Nahen Osten oft keine Zeile wert ist. Chemieangr­iff in Aleppo hieß es, aber weil nicht Russen und Assad es sein konnten, ist es tabu. Jede kriegerisc­he Handlung des Staates Israel ist legitimier­t wegen Antisemiti­smus. Jede Handlung der Russen, die 27 Millionen Opfer brachten, ist es nicht. Im Gedächtnis der Russen ist es, wird es bleiben und auch so einiges erklären. Im Kalten Krieg gab es noch ein Maß an Vernunft aus Respekt. Jetzt sind nur noch die Kriegstrom­meln zu hören.

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