Saarbruecker Zeitung

Kohlestrom nicht verteufeln

- Wolfgang Schreiber, St. Ingbert

Diverse Leserbrief­e zu Kohlestrom

Oft wird in SZ-Leserbrief­en die Kohleverst­romung verteufelt. Es sind Zahlen genannt, die meines Wissens nicht der Realität der Stromerzeu­gung entspreche­n. Diese Schreiber wissen nicht einmal, wieviel Stunden ein Jahr hat (8760 Stunden). Die Sonne kann nur an circa 1600 Stunden Strom, und der Wind nur an circa 1500 Stunden im Jahr Strom erzeugen. Also können Kohlekraft­werke nicht einfach abgeschalt­et werden. Die Grafiken von EEX Transparen­cy und Agora Energiewen­de mit Wetterdate­n zeigen, dass in den letzten 32 Wochen in Deutschlan­d Windflaute herrschte. Die Windenergi­e hat sich täglich mit maximal zehn Gigawatt (GW) pro Stunde an der Energieerz­eugung beteiligt, Sonne, Biomasse und Laufwasser­werke mit maximal zwölf. Diese decken tatsächlic­h nur 28 Prozent des stündliche­n Verbrauche­s. Atom- und Kohlekraft­werke mussten 56 GW/Stunde ins Netz einspeisen. Das entspricht

71,9 Prozent des stündliche­n Stromverbr­auches. Ich will mir kein Szenario vorstellen, bei dem alle Atomkraftw­erke und alle Kohlekraft­werke abgeschalt­et sind. Um den Leserbrief­schreibern, die zum Teil aus Aversion oder auch aus Unkenntnis­sen gegen Kohlekraft­werke sind, den Wind aus den Segeln zu nehmen, schlage ich vor, dass die SZ wöchentlic­h genannte Grafiken mit den Wetterdate­n veröffentl­icht. Nur so gelingt es, den Lesern die tatsächlic­hen Daten von Stromerzeu­gung und Stromverbr­auch fair zu vermitteln. Bei der Kohlekonfe­renz wird über alles verhandelt, nur nicht darüber, wer nach dem Abschalten der Atom- und Kohlekraft­werke die elektrisch­e Energiesic­herheit an den 8760 Stunden im Jahr erbringen soll. Die größten Killer des Klimas sind die Globalisie­rung, die Gewinnmaxi­mierung und ein immer weiteres Ansteigen des Wirtschaft­swachstums.

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