Saarbruecker Zeitung

Etwas Wadgasser Geschichte in Saargemünd

Saint Nicolas steht zentral in der französisc­hen Stadt Sarreguemi­nes bei Geschäften und Cafés mit Saarbahnan­schluss nach Saarbrücke­n.

- VON WALTER FAAS Produktion dieser Seite: Michaela Heinze Patricia Müller

Anstelle der zu weit entfernten Mutterkirc­he im Stadtteil Neunkirch-les-Sarreguemi­nes wurde zwischen 1765 bis 1768 die barock-klassiziti­sche Stadtkirch­e Saint-Nicolas gebaut – mitten im Zentrum von Saarguemin­es. Zuvor stand hier eine gotische Vorgängerk­apelle, am Fuße der Befestigun­gsmauern des Schlossber­g-Châteaus. Im Vergleich zur damaligen Einwohnerz­ahl mit rund 2000 Seelen stellt das Gebäude bis heute ein außergewöh­nlich imposantes Bauwerk im Stadtgetri­ebe dar.

Renoviert wurde die Nicolaskir­che 1956 und 1968. Ihr südwestlic­h ausgericht­eter Turm mit geschweift­em St einhelm und Vasenschmu­ck überragt die stattliche­n Bürgerhäus­er und Geschäftsf­assaden der Umgebung nur knapp. Innen betritt der Besucher (die Kirche ist tagsüber zum Gebet und zur Besichtigu­ng geöffnet) einen vergleichs­weise riesigen barocken Saal für rund 600 Besucher mit imposantem Tonnengewö­lbe. Ausgestatt­et mit drei schönen Altären, spätbarock­er Kanzel, Chorgestüh­l, Medaillons an den Chorpilast­ern (den tragenden Pfeilern) und weiteren bemerkensw­erten Kunstgegen­ständen.

Pfarrer Jean-Luc Jost weist zunächst auf die Pietà in der Taufkapell­e „Notre Dame des Douleurs“neben dem Haupteinga­ng hin. Geschnitzt aus einem Eichenstam­m war sie eine Spende eines Saargemünd­er Bürgers von 1663 in Erfüllung eines Gelübdes während des Dreißigjäh­rigen Krieges. Gegenüber tragen zwei Atlanten (Atlas ist eine Figur der griechisch­en Mythologie, die das Himmelsgew­ölbe stützt) den Orgelbalko­n. Das Instrument selbst stammt aus dem Jesuitenko­lleg Pont-à-Mousson, kam aber bereits 1769 in den Besitz der Kirche des Heiligen Nikolaus.

Die ursprüngli­chen Fenster fielen den Bombardeme­nts der beiden Weltkriege zum Opfer. Die 1947 datierten neuen Bleiglasfe­nster aus der Werkstatt Janin/Nancy zeigen – farbenfroh besonders bei Sonnensche­in – Szenen aus dem Neuen Testament wie beispielsw­eise den brennenden Dornbusch, den Symbolen „Caritas“beziehungs­weise „Ora et labora“für christlich­e Nächstenli­ebe und Wohltätigk­eit einerseits und die benediktis­che Lebensrege­l „Bete und arbeite“.

Im Chorraum ziehen drei große Bildtafeln aus der ehemaligen Abtei Wadgassen den Blick des Betrachter­s an; eine ist signiert von Januaris Zick (bekannter spätbarock­er Maler) und wurde 1769 nach Saargemünd gebracht. Alle drei sind gelungene Darstellun­gen der Geburt Jesu, seiner Abnahme vom Kreuz und schließlic­h seiner Himmelfahr­t.

Die Tür des Tabernakel­s schmückt ein vergoldete­r Pelikan, der Vogel, der sich selbst die Brust aufreißt, um seine Jungen zu füttern, ein Kunstwerk, das ebenfalls in der Abtei im saarländis­chen Wadgassen entstand. Weiter finden sich in der Kirche Saint-Nicolas unter anderem eine Statue des Heiligen Nikolaus als Schutzpatr­on, ein Renaissanc­e-Gemälde „Christ au Roseau – Christus mit Schilfstab“sowie die vier Evangelist­en an der erwähnten Kanzel.

Fazit: Hier steht eine bemerkensw­ert gut erhaltene barocke Kirche im urbanen Umfeld, deren Besuch sich bestens mit einem Marktbumme­l, immer dienstags- oder freitagsvo­rmittags, in einer Kleinstadt mit französisc­hem Flair verbinden lässt.

stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorben­er vor.

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FOTOS: WALTER FAAS Sonnenstra­hlen zaubern von außen farbenfroh­es Licht ins Innere der Kirche Saint Nicolas (links). Das Bild in der Mitte zeigt eine Madonnenda­rstellung. Rechts: die gut erhaltene barocke Kirche von außen.
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