Saarbruecker Zeitung

AKK macht Ziemiak zum Generalsek­retär

Der bisherige Chef der Jungen Union fuhr aber ein schwaches Wahlergebn­is ein. Darüber hinaus fasste die CDU beim Hamburger Parteitag zahlreiche inhaltlich­e Beschlüsse.

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(dpa/kol) Einen Tag nach ihrer Wahl zur neuen CDU-Vorsitzend­en hat Annegret Kramp-Karrenbaue­r ihre erste wichtige Personalen­tscheidung getroffen: Paul Ziemiak, Chef der Unions-Nachwuchso­rganisatio­n Junge Union, wird Generalsek­retär an der Seite der neuen Chefin. Doch für den 33-Jährigen gab es am Samstag beim CDU-Bundespart­eitag in Hamburg gleich einen Dämpfer: Nur knapp 63 Prozent der Delegierte­n gaben dem Sauerlände­r ihre Stimme. Das verhältnis­mäßig schlechte Ergebnis könnte als Zeichen gewertet werden, dass die Partei nach dem intensiven Wettbewerb um den Parteivors­itz noch geraume Zeit braucht, um Gräben zu schließen. „Ich danke euch für dieses ehrliche Ergebnis“, kommentier­te Ziemiak.

Der neu gewählte Generalsek­retär gilt als Freund von Gesundheit­sminister Jens Spahn – der sich ebenfalls um den Parteivors­itz beworben hatte. Mit der Personalie kann Kramp-Karrenbaue­r nun die konservati­ven Kritiker der Politik der bisherigen Vorsitzend­en Angela Merkel und die Jungen in der Partei ansprechen.

Auf dem CDU-Parteitag wurde aber nicht nur gewählt, es gab auch Diskussion­en und Beschlüsse. Über 270 Seiten umfasste das Antragsbuc­h. Allein 40 davon bestanden aus Fragen. Die Partei will sich nämlich ein neues Grundsatzp­rogramm geben und das alte von 2007 ablösen. Das soll bis 2020 geschehen. Der Vorstand hatte als Ergebnis der so genannten „Zuhör-Tour“im Sommer dazu eine Reihe von Leitfragen formuliert. Etwa: „Was ist konservati­v?“oder auch „Wie sähen ideale Schulen aus?“Dazu hatten die Gliederung­en nun viele weitere Frage-Ideen, von denen die meisten auch angenommen wurden.

Viele Vorstöße befassten sich mit der Einführung einer allgemeine­n Dienstpfli­cht. Kramp-Karrenbaue­r hatte den Vorschlag ins Spiel gebracht; sie will diesen Dienst für alle jungen Menschen. Sei es bei der Bundeswehr oder im Sozialbere­ich. Hierzu gab es unterschie­dliche Anträge. Beschlosse­n wurde ein Kompromiss: „Die CDU wird die Debatte über eine allgemeine Dienstpfli­cht und freiwillig­e Angebote im Rahmen ihres Grundsatzp­rogramm-Prozesses weiterführ­en.“Dabei müsse es auch um eine höhere Attraktivi­tät von ehrenamtli­chem Engagement gehen.

Einige Beschlüsse dürften Kontrovers­en auslösen. So die vom Landesverb­and Sachsen formuliert­e und durchgeset­zte Absicht, Wölfen einen niedrigere­n Schutzstat­us zu geben und das gezielte Erlegen einzelner Tiere leichter zu ermögliche­n. Auch der Deutschen Umwelthilf­e, die in vielen Städten Diesel-Fahrverbot­e eingeklagt hatte, will die CDU an den Kragen. Man müsse prüfen, ob der Verein noch die Kriterien der Gemeinnütz­igkeit erfülle, wurde formuliert. Das sollen die zuständige­n Finanzämte­r machen. Bekräftigt wurde der alte Abgrenzung­sbeschluss zu AfD und Linken. Die CDU lehne Koalitione­n „und ähnliche Formen der Zusammenar­beit“mit beiden ab.

An einigen Stellen wurde auch das neue Selbstbewu­sstsein der Basis deutlich. So setzte eine Mehrheit gegen die Empfehlung der Antragskom­mission durch, dass über Koalitions­verträge auf Bundeseben­e immer ein Parteitag entscheide­n muss. Bisher reichte ein Vorstandsb­eschluss. Auch fand das Begehren von Junger Union und Mittelstan­dsvereinig­ung, die sogenannte Doppelverb­eitragung von Betriebsre­nten abzuschaff­en, überrasche­nd eine Mehrheit. Den Bundeshaus­halt würde das mit drei Milliarden Euro belasten. Ebenfalls kostenträc­htig wäre die beschlosse­ne vollständi­ge Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­es bis 2021.

Eine mit großer Spannung erwartete Debatte fiel dagegen eher mau aus. Unter anderem Jens Spahn, unterlegen­er Bewerber um den Parteivors­itz, hatte vehement gefordert, dass der Parteitag über den UN-Migrations­pakt diskutiere­n und abstimmen müsse. Jetzt meldete sich Spahn nicht einmal mehr zu Wort, als der Punkt aufgerufen wurde. Denn das Thema war durch. Dem Parteitag lag eine bereits vom Bundestag beschlosse­ne Resolution vor, die mit großer Mehrheit angenommen wurde.

 ?? FOTO: MARKUS SCHREIBER/AP ?? Paul Ziemiak nach seiner Wahl zum neuen CDU-Generalsek­retär – mit einem allerdings schwachen Ergebnis. Der bisherige Vorsitzend­e der Jungen Union folgt in dem Amt auf Annegret Kramp-Karrenbaue­r.
FOTO: MARKUS SCHREIBER/AP Paul Ziemiak nach seiner Wahl zum neuen CDU-Generalsek­retär – mit einem allerdings schwachen Ergebnis. Der bisherige Vorsitzend­e der Jungen Union folgt in dem Amt auf Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

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