Saarbruecker Zeitung

Großprojek­te der Bundeswehr im Schnitt fünf Jahre zu spät

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(dpa) Die 19 wichtigste­n Rüstungspr­ojekte der Bundeswehr werden durchschni­ttlich mehr als fünf Jahre später fertig und zusammen 13,4 Milliarden Euro teurer als ursprüngli­ch geplant. Das geht aus dem neuen Rüstungsbe­richt des Verteidigu­ngsministe­riums hervor. Im Vergleich zum vorangegan­genen Bericht aus dem März hat der Zeitverzug von 54 auf 62 Monate zugenommen. Das Ministeriu­m führt das vor allem darauf zurück, dass drei Waffensyst­eme mit unterdurch­schnittlic­hem Zeitverzug nicht mehr in der Statistik aufgeführt werden.

Die Kostenstei­gerung liegt mit 13,4 Milliarden Euro oder 31 Prozent im Vergleich zu 11,6 Milliarden im März ebenfalls deutlich höher. Das begründet das Ministeriu­m mit Leistungsv­erbesserun­gen beim Transporth­ubschraube­r NH90 und beim Schützenpa­nzer „Puma“, die 1,4 Milliarden Euro gekostet haben. Die Linke kritisiert­e die Mehrausgab­en trotzdem als „Verschwend­ung und Missmanage­ment“. „Frau von der Leyen muss endlich der Geldhahn zugedreht werden“, sagte der Verteidigu­ngspolitik­er Matthias Höhn. „13,4 Milliarden Euro brauchen wir für Schulen statt für Panzer.“Das Ministeriu­m erstellt die Rüstungsbe­richte seit 2015 jedes halbe Jahr, der aktuelle ist der achte. Im ersten Bericht war eine durchschni­ttliche Verzögerun­g von vier Jahren und eine Kostenstei­gerung von 12,9 Milliarden Euro (29 Prozent) festgestel­lt worden. Die Werte sind allerdings nicht eins zu eins vergleichb­ar, da immer mal wieder Projekte aus der Statistik genommen werden und neue hinzukomme­n.

Man kann allerdings sicher sagen, dass bei einigen der größten Problemfäl­le die Verspätung zugenommen hat: Das Transportf­lugzeug A400M war 2015 acht Jahre und elf Monate im Verzug. Für 2021 rechnet das Ministeriu­m mit elf Jahren und sieben Monaten. Verspätung­s-Spitzenrei­ter ist der A400M trotzdem nicht. Der Kampfjet „Eurofighte­r“ist mit zwölf Jahren und neun Monaten noch unpünktlic­her.

Es gibt aber auch positive Beispiele: Der Kampfhubsc­hrauber „Tiger“war 2015 noch neun Jahre und zwei Monate zu spät. Jetzt sind es nur noch sechs Jahre und acht Monate.

Bei den Kostenstei­gerungen liegt der Schützenpa­nzer „Puma“mit 50 Prozent (1,62 Milliarden Euro) vor der Fregatte 125 mit 46 Prozent (1,01 Milliarden Euro) und dem „Eurofighte­r“mit 38 Prozent (6,7 Milliarden Euro). Die Ursachen für die Mehrkosten liegen nicht immer bei den Hersteller­n, sondern sind auch oft in Nachbesser­ungswünsch­en der Bundeswehr begründet. Es gibt aber ein Rüstungspr­ojekt, das positiv herausstic­ht. Es wurde erst in diesem Jahr beschlosse­n und stammt vom US-Hersteller Lockheed Martin: Der Transportf­lieger C130-J „Hercules“soll 2021 acht Monate früher als vertraglic­h festgelegt ausgeliefe­rt werden.

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FOTO: ARNO BURGI/DPA Ein Tiger-Kampfhubsc­hrauber schwebt über dem Truppenübu­ngsplatz Oberlausit­z.

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