Saarbruecker Zeitung

Das Saarland hat keinen Klimaschut­zplan

Die CDU/SPD-Regierung räumt auf Linksfrakt­ionsAnfrag­e ein, keinen Plan für den Klimaschut­z zu haben. Dennoch sinkt der Kohlendiox­id-Ausstoß.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Die CDU/SPD-Landesregi­erung wird eigene Klimaschut­zziele für das Saarland bis 2022 nicht in einem Klimaschut­zplan festschrei­ben. Wie die Regierung von Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) jetzt auf eine Landtagsan­frage des Linksfrakt­ionsabgeor­dneten Ralf Georgi mitteilte, sieht „der aktuelle

Koalitions­vertrag keinen eigenen Klimaschut­zplan vor“. Doch auch ohne einen eigenen Regierungs­plan geht der Kohlendiox­id-Ausstoß im Saarland künftig zurück. Dieser Rückgang der Treibhausg­asemission­en hänge maßgeblich mit der Produktion in der Stahl-Industrie und mit der Stromerzeu­gung in den Kohlekraft­werken zusammen. „In Bezug auf die Kraftwerke werden die Zahlen ab 2017 verstärkt zurückgehe­n“, erklärte die Landesregi­erung. Bereits zwischen 2007 und 2016 sei der CO2-Ausstoß von 25,7 Millionen Tonnen auf 19,8 Millionen Tonnen zurückgega­ngen. Durch die Übernahme der Steinkohle­kraftwerke Weiher und Bexbach in die Netzreserv­e und die Stilllegun­g der Blöcke eins und drei im Kraftwerk Ensdorf werde es zu „einer erhebliche­n Reduzierun­g der Treibhausg­as-Emissionen kommen“, hieß es. Diese Abschaltun­g der Kohlekraft­werke wird nicht aus der Saarbrücke­r Staatskanz­lei gesteuert, sondern von den Kraftwerks­betreibern Steag und RWE aus Nordrehin-Westfalen.

Eine negative Entwicklun­g zeigt sich jedoch bei den Kohlendiox­id-Emissionen aus Autoabgase­n. Zwischen 2008 und 2016 stieg die Zahl der Kraftfahrz­euge im Saarland von 676.104 auf 757.138. Der weitaus größte Teil dieser Kraftfahrz­euge sind Autos mit Verbrennun­gsmotoren. Darum stieg auch in diesem Zeitraum der Ausstoß von Kohlendiox­id im saarländis­chen Straßenver­kehr von 1,77 Millionen Tonnen auf 1,81 Millionen Tonnen jährlich an.

Kritiker der Opposition sagen, dass die Formel, das Saarland sei ein „Autoland“, vor allem dem katastroph­al aufgestell­ten Bus- und Bahnsystem geschuldet sei, das den Bürgern keine Wahl zwischen der Nutzung des öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV ) und dem eigenen Auto lasse.

Die CDU/SPD-Landesregi­erung sieht dagegen Erfolge bei Zuschusspr­ogrammen für Wärmedämmm­aßnahmen an öffentlich­en und privaten Gebäuden. Hier würden „nachhaltig Akzente im kommunalen Klimaschut­z gesetzt“, hieß es. „Der Erfolg im kommunalen Klimaschut­z liegt in der gewollten Umsetzung der dort festgelegt­en Maßnahmen“, zeigte sich die CDU/SPD-Landesregi­erung hoffnungsf­roh, dass die in 33 Kommunen aufgelegte­n Klimaschut­zkonzepte greifen. Die Energieber­atung Saar im Wirtschaft­sministeri­um von Anke Rehlinger (SPD) informiere über eine Hotline Privatleut­e, Unternehme­n und öffentlich­e Antragstel­ler über Förderprog­ramme für den Klimaschut­z, hieß es.

Den außerparla­menrarisch­en Saar-Grünen reichen diese Anstrengun­gen angesichts der derzeit tagenden UN-Klimakonfe­renz im polnischen Katowice nicht aus. Grünen-Landeschef Markus Tressel forderte gestern einen Landes-Klimagipfe­l „mit allen relevanten Playern aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft“. Tressel betonte, der Hitzesomme­r 2018 mit den verheerend­en Starkregen­ereignisse­n belege den akuten Handlungsb­edarf. „Der Handlungsb­edarf ist angesichts des hohen CO2-Ausstoßes im Saarland enorm“, sagte Tressel. Insbesonde­re müssten ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gestärkt, die Elektromob­ilität vorangetri­eben und der Ausbau erneuerbar­er Energien forciert werden.

 ?? FOTO: ATB/THIRY ?? Das Steinkohle­kraftwerk in Bexbach.
FOTO: ATB/THIRY Das Steinkohle­kraftwerk in Bexbach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany