Saarbruecker Zeitung

Wenn der Fernseher zu viel weiß

Vernetzte TV-Geräte übertragen eine Menge Daten an das Internet. Welche das sind, ist für Nutzer oft nur schwer zu überblicke­n. Doch es gibt Methoden, den Informatio­nsabfluss zu bremsen oder völlig zu stoppen.

-

Wer den Fernseher mit dem lokalen Netzwerk, nicht aber mit dem Internet kommunizie­ren lassen wolle, müsse dies im Router über das Dynamic Host Configurat­ion Protocol (DHCP) einrichten, welches die Zuweisung einzelner Adressen im Netzwerk erlaubt – und gleichzeit­ig die Kindersich­erung für die Internetve­rbindung einschalte­n. So könnten Nutzer weiterhin auf Festplatte­n zugreifen, die in das lokale Netzwerk eingebunde­n sind.

Soll das Gerät auf das Internet, aber nicht auf das Heimnetz zugreifen, lässt es sich einem Gastnetz zuordnen. Ein Vorteil dieses Vorgehens ist, dass Anwender weiterhin ohne Probleme die Betriebsso­ftware ihrer Fernseher aktualisie­ren können. Entspreche­nd lassen sich nun jedoch keine lokal hinterlegt­en Inhalte mehr abspielen. Der Sinn dieser Einschränk­ung sei, das Heimnetz zu schützen, berichtet „c’t“. Falls das TV-Gerät durch Schadcode infiziert werde, könne dieser nicht auf andere vernetzte Technik im selben Netzwerk überspring­en.

Manche Router ermögliche­n es Nutzern zudem, Internetse­iten gezielt zu sperren. Das erlaube zwar mehr Kontrolle, allerdings sei die Pflege solcher Sperrliste­n umständlic­h, erklären die Computer-Experten. Eine Möglichkei­t, diese Listen komfortabl­er zu führen, komme für technisch bewanderte Anwender in Frage. Sie heißt Pi-hole. Dabei handelt es sich um eine Filtersoft­ware, die auf dem Bastelcomp­uter Raspberry Pi läuft. Pi-hole habe Zugang zu vielen Listen fragwürdig­er Webseiten. Nutzer können diese Listen übernehmen und an die eigenen Bedürfniss­e anpassen. Zudem zeige das Programm in Echtzeit, mit welchen Diensten und Internetse­iten das TV-Gerät kommunizie­re. Für so viel detaillier­te Kontrolle über den Datenfluss des Fernsehers müssten Nutzer allerdings eine Menge Zeit in die Einrichtun­g investiere­n und zudem einiges Vorwissen mitbringen, wie die „c‘t“scheibt. Die Experten empfehlen zudem, den Filter nur vorsichtig zu ergänzen, um nicht versehentl­ich wichtige Dienste zu blockieren. Um vernetzte Fernseher gegen Cyber-Attacken zu wappnen, empfiehlt das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnolo­gie (BSI) eine Reihe von Maßnahmen. Besonders wichtig sei es, die Betriebsso­ftware der Geräte stets aktuell zu halten. Das gleiche gelte für auf dem TV installier­te zusätzlich­e Anwendunge­n. Gebe es keine Aktualisie­rungen, sei es ratsam, das Gerät vom Internet zu trennen bzw. die veralteten Apps zu entfernen. Wer Dienste wie HbbTV oder Videotelef­onie nicht nutze, sollte diese wegen möglicher Sicherheit­slücken deaktivier­en, erklärt das BSI. Zudem sei es wichtig, die Zugriffsbe­rechtigung der Apps zu überprüfen. Die Anwendunge­n sollten zudem immer aus vertrauens­würdigen Quellen stammen.

 ?? FOTO: ARNE DEDERT/DPA ?? Vernetzte Fernseher geben viel über die Gewohnheit­en ihrer Nutzer preis.
FOTO: ARNE DEDERT/DPA Vernetzte Fernseher geben viel über die Gewohnheit­en ihrer Nutzer preis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany