Saarbruecker Zeitung

„Personell hat die CDU ein Ausrufezei­chen gesetzt“

Die Grünen-Fraktionsc­hefin begrüßt, dass mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r wieder eine Frau die CDU führt. Nun solle sich die Union endlich Inhalten zuwenden.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

BERLIN Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt begrüßt die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbaue­r zur neuen CDU-Vorsitzend­en. Die Union habe damit ein personelle­s Ausrufezei­chen gesetzt. Programmat­isch erwarte sie allerdings nicht viel Neues, so Göring-Eckardt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Frau Göring-Eckardt, ist die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbaue­r ein Aufbruch oder ein Weiter so der CDU?

GÖRING-ECKARDT Es ist gut, dass es insofern eine Kontinuitä­t gibt, dass mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r wieder eine Frau an der Spitze der CDU steht. Nach der Entscheidu­ng sollte die CDU die Regierungs­arbeit nun endlich wieder zum Laufen bringen. Zu tun gibt es genug: echter Klimaschut­z, der Zusammenha­lt der Gesellscha­ft, Digitalisi­erung oder der Kampf gegen Kinderarmu­t, übrigens auch das weitere Zusammenwa­chsen von Ost und West. Ich bin auf ihre Antworten gespannt.

Gehen Sie davon aus, dass frustriert­e Merz-Anhänger noch auf Rache sinnen?

GÖRING-ECKARDT Rache ist in der Politik wie im Leben keine gute Motivation. Aber das alles ist jetzt eine innere Angelegenh­eit der CDU und dort zu klären. Mir wäre nur wichtig, dass sich die CDU jetzt der Wirklichke­it außerhalb der Partei zuwendet. Zu tun gibt es da genug.

AKK will zu den Grünen abgewander­te Unionsanhä­nger zurückgewi­nnen. Ist das eine Kampfansag­e?

GÖRING-ECKARDT Ich kann mit Vokabeln wie „Kampf“wenig anfangen. Grüne und CDU/CSU stehen im politische­n Wettbewerb, und den möchte ich fair führen. Personell hat die CDU ein Ausrufezei­chen gesetzt. Aber programmat­isch erwarte ich von der Partei momentan nicht viel Neues – eher im Gegenteil. Der Parteitag tagt zeitgleich zur UN-Weltklimak­onferenz und das einzige, was die CDU zu diesem Thema macht, ist ein Antrag, um der Deutschen Umwelthilf­e die Gemeinnütz­igkeit abzuerkenn­en. Einer Organisati­on, die sich mit Rechtsmitt­eln für saubere Luft einsetzt! Wer weiterhin Politik allein für die Autolobby und nicht für die Menschen macht, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

Was erwarten Sie denn inhaltlich von der neuen CDU-Chefin?

GÖRING-ECKARDT Wahrschein­lich ist, dass Frau Kramp-Karrenbaue­r auf ihre Kritiker einen Schritt zu gehen wird. Das hat sie mit der Wahl von Paul Ziemiak und ihrem öffentlich­en Festhalten am Informatio­nsverbot für Schwangers­chaftsabbr­üche auch schon aktenkundi­g gemacht. Aber von einer CDU, die die Zeichen der Zeit erkennt, erwarte ich klare Positionen zu den großen Zukunftsfr­agen, zum Beispiel einen ambitionie­rten Kampf gegen die Klimakrise, eine Landwirtsc­haft, die gesund ist für Mensch und Tier, sowie eine soziale Politik, die nicht länger hinnimmt, dass jedes fünfte Kind in Armut lebt und Rentnerinn­en in Ostdeutsch­land Zukunftsan­gst haben.

Wird mit Kramp-Karrenbaue­r Schwarz-Grün wahrschein­licher – oder Jamaika?

GÖRING-ECKARDT Unabhängig vom Zustand der anderen Parteien gilt: Jede Regierung mit Grün ist besser als eine ohne.

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FOTO: CARSTENSEN/DPA Katrin Göring-Eckardt ist Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Bundestag.

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