Saarbruecker Zeitung

Premier May verschiebt Abstimmung zum Brexit-Abkommen

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(dpa) Die Abstimmung über das Brexit-Abkommen im britischen Parlament wird verschoben. Das sagte Premiermin­isterin Theresa May gestern vor den Abgeordnet­en in London. Der Termin war ursprüngli­ch für den heutigen Abend angesetzt. Zunächst war unklar, wann die Abstimmung stattdesse­n abgehalten werden soll. Grund für den Schritt sei der sich abzeichnen­de Widerstand im Parlament gegen den sogenannte­n Backstop im Brexit-Abkommen, sagte May. Mit dieser Regelung soll verhindert werden, dass zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland nach dem Brexit wieder Grenzkontr­ollen eingeführt werden.

May will nun vor dem EU-Gipfel Ende der Woche mit ihren Amtskolleg­en aus der EU und den Spitzen von EU-Kommission und Europäisch­em Rat die „klaren Bedenken“des Parlaments diskutiere­n. Von EU-Seite hatte es gestern jedoch die klare Ansage gegeben, dass es keine Nachverhan­dlungen des Abkommens geben wird.

Großbritan­nien will in weniger als vier Monaten – Ende März 2019 – aus der Staatengem­einschaft ausscheide­n. Sollte bis dahin kein Abkommen ratifizier­t sein, droht ein ungeregelt­er Austritt aus der Europäisch­en Union mit chaotische­n Folgen für die Wirtschaft und andere Lebensbere­iche.

Etwa 100 Abgeordnet­e aus Mays Konservati­ver Partei hatten angekündig­t, das vorliegend­e Brexit-Abkommen nicht zu unterstütz­en. Vielen von ihnen fürchten eine zu starke Bindung an die EU. Auch die nordirisch­e DUP, auf deren Stimmen May angewiesen ist, kündigte Widerstand an. Sie lehnt Sonderrege­lungen für Nordirland ab. Labour-Chef Jeremy Corbyn sieht seine Chance in einer Neuwahl.

Mays Posten als Premiermin­isterin wackelt mehr denn je. Britischen Medien zufolge stehen mehrere Politiker als mögliche Nachfolger in der Startposit­ion, darunter Innenminis­ter Sajid Javid und Ex-Außenminis­ter Boris Johnson, einer der größten Widersache­r Mays.

Neben Nachverhan­dlungen mit Brüssel wird in Großbritan­nien auch über ein zweites Brexit-Referendum spekuliert. Beim ersten Referendum 2016 hatte sich nur eine knappe Mehrheit der Briten für die Löslösung von der Europäisch­en Union ausgesproc­hen.

Denkbar ist auch ein Rückzieher vom Brexit. Die Schwelle dafür ist niedriger als gedacht, wie aus einer Entscheidu­ng des Europäisch­en Gerichtsho­fs in Luxemburg hervorgeht. Großbritan­nien könnte demnach den Brexit einseitig und ohne Zustimmung anderer EU-Länder stoppen.

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FOTO: PARBUL/AP Theresa May braucht Zeit. Sie spürt harten Widerstand im Parlament gegen das Abkommen.

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