Saarbruecker Zeitung

Bürger horten 12,55 Milliarden D-Mark

17 Jahre nach der Euro-Einführung fällt vielen Deutschen und Ausländern der Abschied von der alten Währung schwer.

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FRANKFURT (dpa) Mäuse, Hunde und der Zahn der Zeit nagen an der alten D-Mark. Knapp 17 Jahre nach der Einführung des Euro-Bargeldes sind noch immer Mark und Pfennig im Milliarden­wert im Umlauf – zum Teil allerdings stark beschädigt. So wurden auf dem Dachboden eines Hauses in Südbaden nach Angaben der Deutschen Bundesbank Geldschein­schnipsel im Gesamtwert von etwa 50 000 Mark in einer Kiste entdeckt. Mäuse hatten die Banknoten zernagt, um ihre Nester damit zu bauen. Das Geld ist aber nicht verloren.

„Wir ersetzen sogar kaputte D-Mark-Scheine, wenn mehr als 50 Prozent der Note vorhanden sind. Und dafür verlangt die Bundesbank nicht einmal eine Gebühr“, sagte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann gestern. Ende November waren den Angaben zufolge Mark und Pfennig im Wert insgesamt 12,55 Milliarden Mark noch nicht zurückgege­ben. Davon entfielen 5,88 Milliarden Mark auf Scheine und 6,67 Milliarden Mark auf Münzen. In Stückzahle­n entspricht dies ungefähr 166 Millionen Banknoten und mehr als 23 Milliarden Münzen. Pro Jahr werden nach Erfahrung der Notenbank alte Scheine und Münzen im Wert von 70 bis 100 Millionen Mark bei der Bundesbank eingereich­t. Den allergrößt­en Teil des Geldes hatten die Bundesbürg­er rund um die Einführung des Euro-Bargeldes Anfang 2002 umgetausch­t. Bei der Bundesbank kann die D-Mark unbegrenzt in Euro gewechselt werden. Das ist jedoch nicht in allen Ländern des gemeinsame­n Währungsra­umes der Fall. Ein Teil der Münzen und Scheine dürfte nach Einschätzu­ng der Notenbank allerdings verloren gegangen, vernichtet oder in Sammler-Schatullen gelandet sein. Der größte Teil dürfte zudem außerhalb Deutschlan­ds lagern. „Die D-Mark hat vor allem im Ausland eine Wertaufbew­ahrungsfun­ktion. Wir vermuten daher den überwiegen­den Teil des nicht zurückgege­benen D-Mark-Bargeldes im Ausland“, sagte Beermann.

Selbst gefälschte D-Mark-Scheine tauchen ab und zu mal auf. Wenig Freude hatte beispielsw­eise ein Absender aus England, der auf den Umtausch von 20 000 Mark hoffte. Im Paket fanden die Bundesbank-Experten jedoch nur eine echte Banknote: einen Fünf-Mark-Schein. Das Geld dürfte gerade einmal fürs Porto gereicht haben.

Deutlich mehr Glück hatte ein Hundebesit­zer. Sein Vierbeiner hatte Herrchens Geldbörse mit 1000 Mark im Garten verbuddelt und anschließe­nd die Beute vergessen. Einige Jahre später grub ein neuer Hund den Schatz zur Freude seines Besitzers wieder aus.

Obwohl die alten Scheine und Münzen kein gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel mehr sind, sind sie noch nicht ganz aus dem Alltag verschwund­en. Manche Händler nehmen die alte Währung freiwillig an, wie zum Beispiel die Modekette C&A. Die für knapp zwei Jahre ausgesetzt­e Service-Aktion wurde Anfang November wiederbele­bt. Seitdem gehen einem Sprecher zufolge bundesweit täglich etwa 15 000 bis 70 000 D-Mark in den Filialen ein. Wer mit seinen D-Mark-Ersparniss­en bei dem Unternehme­n einkaufe, spare sich den Weg zur Bundesbank, wirbt die Modekette. Das Rückgeld wird in Euro ausgezahlt.

Ein Event für Nostalgike­r findet einmal im Jahr im baden-württember­gischen Gaiberg statt: Dort können Kunden im Mai in Geschäften und Gaststätte­n mit Mark und Pfennig zahlen – eine Idee des örtlichen Gewerbever­eins.

In den Filialen der Modekette C&A gehen täglich noch zwischen 15 000 bis 70 000

D-Mark ein.

VON FRIEDERIKE MARX UND JÖRN BENDER

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FOTO: BUNDESBANK/DPA Diese Geldschein­e haben Mäuse zernagt und Mitarbeite­r der Bundesbank wieder zusammenge­puzzelt. Der Wert: 50 000 DM.

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