Saarbruecker Zeitung

Der bundesweit­e Bahnstreik legt Zugverkehr auch im Saarland lahm

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(red/dpa) Für Berufspend­ler und Schüler gab es am Montagmorg­en eine böse Überraschu­ng. Ein kurzfristi­g angesetzte­r und zuvor unangekünd­igter Warnstreik der Eisenbahne­r-Gewerkscha­ft EVG in der laufenden Tarifrunde hat in den Morgenstun­den zwischen 5 und 9 Uhr bundesweit den Bahnverkeh­r nahezu zum Erliegen gebracht. Die Bahn stellte kurzfristi­g sogar den gesamten Fernverkeh­r ein. Die durch den Warnstreik provoziert­en Verspätung­en zogen sich in der Folge noch über den gesamten Tag hin. Auch das Saarland war stark betroffen. Viele Züge fielen aus oder fuhren nur mit massiver Verspätung. Die Wucht dieses ersten Warnstreik­s in dem Tarifkonfl­ikt zeigte, dass die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) buchstäbli­ch an den Stellhebel­n der Macht sitzt.

Der Effekt war so groß, weil viele EVG-Mitglieder in Werkstätte­n und Stellwerke­n die Arbeit niederlegt­en. So kamen die Züge gar nicht an ihren Einsatzort. Zumindest auf den ICE- und Intercity-Strecken ging gar nichts mehr. „Wir haben den Leuten diesmal relativ freie Hand gelassen“, sagte EVG-Sprecher Oliver Kaufhold zur Streikplan­ung. Die Motivation sei nach den ersten drei Tarifrunde­n groß gewesen, das sei bei vielen Aktionen in den Betrieben deutlich geworden. Das Chaos komplett machte die Tatsache, dass auch Mitarbeite­r von Reisezentr­en und an den Durchsagep­lätzen in mehreren großen Bahnhöfen sich an dem Ausstand beteiligte­n. So waren teilweise die Info-Schalter am Morgen nicht besetzt. Auch die Angaben im Internet waren sehr ungenau.

„Wegen der Streikakti­vitäten konnten Züge in den Instandhal­tungswerke­n nicht planmäßig gewartet werden“, erklärte die Bahn die großen Auswirkung­en des Warnstreik­s. „Züge und Personal sind in vielen Fällen nicht an den vorgesehen­en Einsatzort­en.“Unterdesse­n wurde für bestimmte Sparticket­s die Zugbindung aufgehoben. Fernverkeh­rstickets behalten weiter ihre Gültigkeit und können noch bis einschließ­lich Sonntag genutzt werden.

Diese massive Form der Streiks halte er für überzogen, weil es keine rechtzeiti­ge Ankündigun­g gegeben habe, sagte Karl-Peter Naumann, der Ehrenvorsi­tzende des Fahrgastve­rbands Pro Bahn, der „Rheinische­n Post“. FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer forderte im „Handelsbla­tt“ für Warnstreik­s eine Ankündigun­gspflicht von vier Tagen. „Wir halten den Warnstreik für verhältnis­mäßig“, verteidigt­e dagegen der EVG-Bundesgesc­häftsführe­r Torsten Westphal den Ausstand. Die Mitglieder hätten die Aktionen zum großen Teil selbst gesteuert. „Es gab einen große Bereitscha­ft, weil es auch einen großen Unmut gab.“

Hintergrun­d sind Tarifverha­ndlungen für rund 160 000 Beschäftig­te. Die EVG verlangt 7,5 Prozent mehr Geld für die Mitarbeite­r. Außerdem will sie, dass Arbeitnehm­er statt des Geldes mehr Urlaub oder eine kürzere Arbeitszei­t wählen können.

Auch die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer verlangt unter anderem 7,5 Prozent mehr Geld. Ihre Verhandlun­gen für rund 36 000 Beschäftig­te des Zugpersona­ls mit der Bahn gehen heute Morgen in Eisenach weiter. Heute Nachmittag gehen auch die Gespräche mit der EVG in Berlin in die nächste Runde. Die Bahn hatte ihr neben einer Einmalzahl­ung von 500 Euro eine Entgelt-Erhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragsla­ufzeit von 29 Monaten.

Umstritten ist nach Gewerkscha­ftsangaben nicht nur die Lohnerhöhu­ng, sondern auch, ab wann die Wahlmöglic­hkeit zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit greifen soll. Gesprächsb­edarf gebe es auch noch bei der Laufzeit des Vertrags und der Altersvors­orge.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Gestern Morgen fiel wegen des Streiks über Stunden der Fernverkeh­r komplett aus.

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