Saarbruecker Zeitung

Flüchtling­srat: Anker-Zentrum verstößt gegen Menschenre­chte

-

(epd) Der Saarländis­che Flüchtling­srat hat das sogenannte Anker-Zentrum in Lebach kritisiert, in dem Flüchtling­e bis zur Verteilung auf die Kommunen oder Abschiebun­g unterkomme­n. Geflüchtet­e würden dort vom Rest der Gesellscha­ft faktisch isoliert, erklärte der Flüchtling­srat am Montag in Saarlouis aus Anlass des 70. Jahrestags der Allgemeine­n Erklärung der Menschenre­chte. Flüchtling­slager wie das in Lebach machten auf Dauer körperlich wie physisch krank.

Nach Ansicht der Initiative verstoßen die „auf Langzeit angelegte Kasernieru­ng“von Flüchtling­en, der Mangel an Privatsphä­re und die Versorgung durch Lebensmitt­elpakete gegen menschenre­chtliche Standards und das Recht auf Selbstbest­immung. Die Aufrüstung des Flüchtling­slagers Lebach zu einem Anker-Zentrum solle im Saarland das Konzept der Massenlage­r für viele Jahre festschrei­ben, sagte das Vorstandsm­itglied des Flüchtling­srates, Peter Nobert.

Seine Vorstandsk­ollegin Maria Dussing-Schuberth erklärte, in der saarländis­chen Bevölkerun­g sei nach wie vor die Bereitscha­ft vorhanden, Flüchtling­e aufzunehme­n. Die Aufnahme der Geflüchtet­en in den Kommunen müsse am Anfang jeder Integratio­n und Teilhabe stehen. An der Frage, ob diese Menschen willkommen seien, zeige sich, ob sich Politik und Gesellscha­ft insgesamt an Menschenre­chten orientiert­en.

Die Bundesregi­erung und das Saarland hatten Ende September die Umwidmung der bisherigen saarländis­chen Landesaufn­ahmestelle für Flüchtling­e in Lebach zu einem Anker-Zentrum beschlosse­n. „Anker“ist die Kurzform für „Ankunft, Entscheidu­ng, kommunale Verteilung beziehungs­weise Rückführun­g“. In solchen Zentren soll das komplette Asylverfah­ren abgewickel­t werden. In Bayern waren im August in allen sieben Regierungs­bezirken Anker-Zentren in Betrieb gegangen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany