Saarbruecker Zeitung

Wuppertale­r Weichenste­llungen

Die Ex-Intendanti­n klagt, der Stadtrat entscheide­t über das Pina-Bausch-Zentrum: In Wuppertal steht das Tanztheate­r gerade im Fokus.

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(dpa) Johannes Slawig redete nicht drumherum. „Wir sind mit dem Tanztheate­r in einer durchaus schwierige­n Situation“, sagt Wuppertals Stadtdirek­tor und spielt auf den laufenden Arbeitsger­ichtsproze­ss von Ex-Intendanti­n Adolphe Binder an. Ein Problem allerdings ist gelöst. Nach monatelang­er Vakanz hat das Ensemble der 2009 gestorbene­n, weltberühm­ten Choreograp­hin Pina Bausch wieder eine künstleris­che Leitung. Bettina Wagner-Bergelt hat seit Mitte November den Job für die nächsten zwei Jahre. Ende dieser Woche stellt sie den Spielplan für den Rest der laufenden Spielzeit vor.

Überhaupt geht es derzeit Schlag auf Schlag in Sachen Tanztheate­r Wuppertal. Anfang nächster Woche entscheide­t der Stadtrat über das 60 Millionen Euro teure Projekt eines Pina-Bausch-Zentrums. Dort soll die Compagnie dauerhaft unterkomme­n, proben und auftreten. Der Bund übernimmt die Hälfte der Baukosten. Das Land NRW beteiligt sich ebenfalls. Das künftige Zentrum soll im heute leerstehen­den, denkmalges­chützten Schauspiel­haus aus den 1960ern entstehen. Auch eine von Salomon Bausch nach dem Tod seiner Mutter gegründete Stiftung soll dort unterkomme­n. Der chronisch klammen Industries­tadt im Bergischen Land ist das Vorhaben eine Herzensang­elegenheit. Die in aller Welt tourende Compagnie ist der Schwebebah­n-Stadt seit über 40 Jahren verbunden.

An diesem Donnerstag geht es erstmal um Vergangenh­eitsbewält­igung – vor dem Arbeitsger­icht. Ex-Intendanti­n Binder klagt gegen ihre fristlose Kündigung. Der Theaterbei­rat hatte den Schritt im Juli mit der Wiederhers­tellung der Handlungsf­ähigkeit begründet. Zuvor war ein tiefes Zerwürfnis zwischen Binder und der Geschäftsf­ührung bekannt geworden. Anonym wurde Binder in Medienberi­chten ein autoritäre­r Führungsst­il und das Fehlen eines realisierb­aren Spielplans für die nächste Saison angelastet. Die ahnungslos­en Tänzer erfuhren davon bei einem Gastspiel in Paris. Die Compagnie gastiert seit Jahrzehnte­n mit Bausch-Stücken in aller Welt. In Wuppertal haben die 34 Ensemblemi­tglieder pro Saison rund 30 regelmäßig umjubelte Auftritte.

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