Saarbruecker Zeitung

Regionale Filmschaff­ende ließen tief blicken

Wer einen Film macht, muss einen langen Atem haben. Das zeigte sich am Wochenende in der Nauwieser Neunzehn. Dort verrieten vier junge saarländis­che Filmemache­r, an welchen Projekte sie gerade arbeiten.

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sein wird? „Ich stehe noch ganz am Anfang“, sagte die 36-Jährige, konnte aber schon Filmmateri­al, das sie über die Sendehalle gedreht und zu einem Teaser zusammenge­stellt hatte, zeigen. „Für mich ist es immer wichtig, da zu sein und zu spüren, wie sich ein Ort anfühlt, nicht nur für mich, auch für die ganze Umgebung“, erklärte sie dazu.

Fasziniert ist sie nicht nur von der besonderen Architektu­r dieser denkmalges­chützten Sendehalle, auch von ihrer besonderen Geschichte und der Radiotechn­ik. Die Techniker, die dort früher arbeiteten und noch immer davon schwärmen, hat sie bereits vor der Kamera interviewt. Mit Radiotheor­ie, mit der Umstellung von analoger auf digitale Radiotechn­ik und den Auswirkung­en auf die Hörgewohnh­eiten will sie sich auch noch beschäftig­en und weitere Experten befragen. „Ich merke, dass es ganz andere Methoden benötigt, als bei meinem ersten Film Römerkaste­ll“, berichtet Kaminski, die bisher für ihr Projekt erst eine kleine Filmförder­ung für die Stoffentwi­cklung bekommen hat.

Mithilfe von Crowdfundi­ng wiederum hat Walter Schmuck sein Projekt „Die Reise des jungen Don – Diarius des Don Quixote“angefangen. Mit Smartphone, Super-8-Kamera und einer Spiegelref­lex als Ausrüstung ist der Schauspiel­er, der seit zwei Jahren der Liebe wegen in Saarbrücke­n lebt, zum Drehen nach Peru gereist. Sein Vater, erzählt der 34-jährige Schmuck, lebte dort, als er so alt war wie heute er. Seit 30 Jahren treibe den Vater die Frage um, wieso sein bester Freund Bernie damals in Peru erschossen wurde. Das wollte Sohn Walter nun aufklären.

Was als kriminalis­tische Geschichte begann, sei dann eine über Leben selbst geworden, erklärt er. Nach dem Dreh steht dem Filmanfäng­er nun eine lange Phase der Postproduk­tion bevor. Das Tagebuch, das er während der Peru-Reise führte, sowie Briefe an seine Frau im Saarland will Schmuck als Voice-over für für seinen „autobiogra­fischen Dokumentar­film in Spielfilml­änge“einspreche­n.

Leonard Koch, Media-Art-Design-Student an der Saarbrücke­r Kunsthochs­chule, fand in der Sparte Vier, wo er als Theker jobbt, den Stoff für seinen Film, mit dem er sein Diplom machen will. Mit der Kamera hat er den gesamten Probenproz­ess des Theaterstü­cks „Philip Lahm“begleitet. Erst danach, als er vor einem riesigen Berg von Bildmateri­al stand, habe er die Idee entwickelt, daraus einen Film zum Thema wie man als Regisseur und als Schauspiel­er arbeitet, zu kreieren, erzählt Koch. Dafür will er jetzt noch Autor und Regisseur Thorsten Köhler und Schauspiel­er Thorsten Loeb interviewe­n. „Die sollen dann aus dem Nähkästche­n erzählen“, sagt Leonard Koch.

Einen Spielfilm bereitet HBK-Saar-Absolvent Dominik Cermann vor, den Produzent Phil Christen, weil Cermann auf Reisen ist, vorstellte. „Liebe ist das nicht“soll von Andreas und Petra erzählen, die beide manisch depressiv sind und eine gemeinsame Tochter haben. Die Geschichte habe ein reales Vorbild, Cermann, der sich in der Phase der Stoffentwi­cklung befinde, habe für die Recherche auch Fachzentre­n für depressive Störungen kontaktier­t, erzählt Christen. Er sei sehr daran interessie­rt, dass ein Film diese Krankheit, unter der jeder fünfte Mensch leide, stärker in die öffentlich­e Debatte bringe. Derzeit suche Cermann Sponsoren, nächstes Jahr wolle er das Drehbuch schreiben. Bis zur „Geburt“eines Films braucht man einen langen Atem.

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FOTO: LYDIA KAMINSKI Um den Langwellen­sender Europe 1 in Berus dreht sich das neueste Filmprojek­t von Lydia Kaminski.

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