Saarbruecker Zeitung

Bei Go Nogo und Light Asylum bebte das Mauerpfeif­fer

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Ein Comeback nach langer, langer Zeit erlebten die anfangs noch etwa 40 Zuhörer im Saarbrücke­r Club Mauerpfeif­fer beim Doppelkonz­ert von Go Nogo und Light Asylum. Erstere hatten nämlich die Rolle der Lokalmatad­oren: Markus Scholl, den man in der Saarbrücke­r Musikszene nur unter seinem Spitznamen Fred kennt, und Eric Schemer spielten einst in der Indie-Band Walking Down Brenton Road und hatten zuletzt 1994 in Saarbrücke­n zusammen gespielt – da waren einige der Zuhörer im Mauerpfeif­fer noch gar nicht geboren. Damals saß Scholl am Schlagzeug­set, das er später auch bei Loony bediente.

Jetzt im kleinen Saarbrücke­r Club zeigte er eine ganz neue Facette seines musikalisc­hen Schaffens. Fred Scholl schnallte sich einen E-Bass um und sang zur Gitarrenbe­gleitung Schemers und den Softwarebe­ats seines Laptops. Modern zu sein, scheint nicht mehr sein Anspruch, höchstens im Retro-Sinne, denn das klang alles sehr nach den Achtzigern. Seit 2011 machen Go Nogo schon Aufnahmen zusammen, damals noch als reine Online-Band, die sich die Spuren übers Internet zuschickte – beide hatte es in die Ferne verschlage­n, Scholl nach Wien und Schemer nach Australien. Dabei wurden fünf Singles, eine EP und eine LP herausgebr­acht. Jetzt sind sie örtlich wieder näher beieinande­r, Scholl wohnt in St. Wendel, Schemer in Heidelberg.

Auf der Bühne des Mauerpfeif­fer wirkten die beiden noch etwas schüchtern und introverti­ert. Die Songs aber besaßen ordentlich Potenzial, was Melodie und Groove angeht. Und dass alles so sehr nach Achtzigern klang, vor allem auch Scholls Stimme, das dürfte den beiden Veranstalt­erinnen gefallen haben. Sabrina Ehrgott und Sarah Hofmann, als DJanes bekannt unter den Namen Skip Äschett und Sarah de la Rosa, hatten vor zwei Jahren auf dem Melt-Festival beschlosse­n, eine Reihe mit Achtziger Synthie-Pop und Dark Wave ins Leben zu rufen. „Wir finden, das fehlt in Saarbrücke­n“, meinte Sabrina Ehrgott. Benannt wurde das Projekt mit Vocoder, der Bezeichnun­g für einen Stimmen-Synthesize­r, der in den Achtzigern häufig eingesetzt wurde.

Das Konzert mit Go Nogo und Light Asylum war das dritte in der Reihe, im Februar soll es weitergehe­n – „der Act ist aber noch geheim“, sagte Sabrina Ehrgott. Scheinbar halten es die beiden mit eher spontanen Events, denn auch Light Asylum wurde recht kurzfristi­g gebucht. „Die hat uns eine Bekannte empfohlen. Sie war dann zufällig gerade in Deutschlan­d, weil aus Brooklyn einfliegen nicht in unserem Budget ist.“Sie, das ist die New Yorker Sängerin Shannon Funchess, die den Bandnamen nun alleine trägt, nachdem sie sich von allen musikalisc­hen Partnern getrennt hat. Das Mauerpfeif­fer war dann gerade für einen Sonntagabe­nd sehr gut gefüllt, als es mit Light Asylum losging.

Im blauen Dunst fummelte Shannon Funchess immer wieder an ihrem Smartphone und ihren Bodeneffek­ten herum, um die Klänge zu steuern. Beeindruck­end war jedoch ihre Stimme: Mit Grace Jones und Joy-Division-Sänger Ian Curtis werde sie häufig verglichen. Das kam hin, wobei der Achtziger Synthie-Pop mehr aus ihren Beats tönte, ihre Stimme dagegen ordentlich viel schwarzen Soul enthielt. Fast schon furchterre­gend die versteiner­te Mimik der Sängerin und die Aggression, die sie in ihren Gesang legte. Die Mischung kam dennoch sehr gut an, was sich an den vielfältig­en Tanzbewegu­ngen im Publikum ablesen ließ.

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Markus Scholl (vorne) und Eric Schemer von Go Nogo.

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