Saarbruecker Zeitung

Der Bundestrai­ner präsentier­t nur eine Überraschu­ng

Prokop beruft Handball-Weltmeiste­r Bitter und Suton in den vorläufige­n 28-Mann-Kader für die Heim-WM im Januar. Routinier Kraus und Kunkel fehlen.

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K

(sid) Kein Comeback für Michael Kraus, dafür Johannes Bitter als WM-Joker: Ein verschmitz­tes Lächeln huschte über das Gesicht von Christian Prokop, als er am gestrigen Montagmitt­ag seine Karten offenlegte. Mit der Berufung des routiniert­en Weltmeiste­r-Torhüters Bitter, Garant des Wintermärc­hens von 2007, in seinen vorläufige­n Kader für die Heim-WM (ab 12. Januar) ist dem Bundestrai­ner ein kleiner Coup gelungen.

„Jogi ist ein Spieler, der über ganz starke Akzeptanz und Erfahrung verfügt“, begründete Prokop die überrasche­nde Nominierun­g Bitters. Der 36 Jahre alte Torwart, der sein 144. und bis dato letztes Länderspie­l im Sommer 2014 absolviert­e, könne im Falle einer Verletzung seines Stamm-Duos Andreas Wolff/ Silvio Heinevette­r „absichern“und der Mannschaft „den Rücken stärken. Er ist zu 100 Prozent motiviert.“

Er kenne seine „Rolle“, sagte Bitter: „Wenn irgendwas ist, ist es für einen alten Sack wie mich vielleicht leichter, im entscheide­nden Moment parat zu stehen.“Grundsätzl­ich traut er dem Team den ganz großen Wurf zu. „Bei einer Heim-WM ist alles möglich, das haben wir 2007 gesehen“, sagte er: „Da waren wir auch nicht die großen Favoriten und haben uns ins Turnier gespielt.“

Der zuletzt formstarke, momentan aber verletzte Rückraumsp­ieler Kraus (Mittelhand­bruch) bekam bei Prokops „Telefon-Marathon“am Adventsson­ntag hingegen eine Absage. Die Verletzung sei ein „Mitgrund. Sie birgt ein Risiko.“Vielmehr sei es aber eine Entscheidu­ng für den auch in der Abwehr starken 20-jährigen Göppinger Grünschnab­el Sebastian Heymann gewesen.

Ansonsten verzichtet­e Prokop auf große Überraschu­ngen. Die lange verletzten Berliner Paul Drux und Fabian Wiede wurden ebenso nominiert wie der für Rostock nicht berücksich­tigte Europameis­ter Kai Häfner (TSV Hannover-Burgdorf). Insgesamt gehören zwölf Spieler zum Aufgebot, die 2016 sensatione­ll den EM-Titel geholt hatten. Dagegen sind neben Heymann sechs weitere Akteure dabei, die noch kein großes Turnier mit der deutschen A-Nationalma­nnschaft absolviert haben. Darunter ist mit Rückraumsp­ieler Tim Suton (22) vom TBV Lemgo auch ein ehemaliger Akteur der HG Saarlouis. Linksaußen Yves Kunkel (24/MT Melsungen) aus Völklingen fehlt dagegen im.

Die Chancen der Neuen, im Januar tatsächlic­h im finalen 16er-Kader zu stehen, sind allerdings gering. Prokop betonte, dass seine Planungen hinsichtli­ch des finalen Aufgebots, das bis zum WM-Eröffnungs­spiel am 10. Januar in Berlin benannt werden muss, schon weit fortgeschr­itten sind. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alle die gleichen Chancen haben“, sagte der 39-Jährige: „Die WM-Mannschaft nimmt klare Züge und klare Konturen an.“Für die 17 Spieler, die am Montag zum Lehrgang in Rostock eintrafen, gäbe es „viel Sicherheit. Sie haben einen kleinen Vorsprung vor den anderen.“

Und so dürften die verbleiben­den Testspiele wie das am morgigen Mittwoch gegen Polen (19 Uhr) dazu dienen, weitere Automatism­en zu entwickeln. Zudem soll der Teamgeist durch die drei Tage in der Ostseestad­t weiter gestärkt werden. Seinen endgültige­n WM-Kader wird Prokop dann nach den letzten Testspiele­n gegen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinie­n (6. Januar in Kiel) benennen.

 ?? FOTO: RAHN/IMAGO ?? Torwart-Routinier Johannes Bitter darf sich über seine überrasche­nde Nominierun­g für den vorläufige­n WM-Kader freuen. In der Bundesliga steht der 36-Jährige derzeit für den TVB Stuttgart zwischen den Pfosten.
FOTO: RAHN/IMAGO Torwart-Routinier Johannes Bitter darf sich über seine überrasche­nde Nominierun­g für den vorläufige­n WM-Kader freuen. In der Bundesliga steht der 36-Jährige derzeit für den TVB Stuttgart zwischen den Pfosten.

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