Saarbruecker Zeitung

Schneezaub­er im Salzburger Land

Dächer stürzen ein, der Verkehr steht still, es herrscht Lawinengef­ahr: Ein Ende im Winterchao­s ist noch nicht in Sicht.

- VON LARISSA SCHWEDES UND SOPHIA WEIMER

Wie im Märchen türmt sich der Schnee im Salzburger Land und schafft zusammen mit dem Sonnenlich­t eine leuchtende Zauberland­schaft. An anderen Orten in Österreich und in Bayern zeigt sich der Winter von seiner bedrohlich­en Seite. In mehreren Landkreise­n Oberbayern­s wurde der Katastroph­enalarm ausgerufen. Das Schneechao­s forderte am Freitag ein weiteres Todesopfer. Am Wochenende kann sich die Lage weiter zuspitzen.

(dpa) Das heftige Winterwett­er macht vielen Menschen in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz weiterhin schwer zu schaffen. In Bayern galt gestern in fünf Regionen der Katastroph­enalarm: Neben den oberbayeri­schen Landkreise­n Miesbach, Bad Tölz-Wolfratsha­usen, Traunstein und Teilen des Berchtesga­dener Lands musste auch in Garmisch-Partenkirc­hen der Ausnahmezu­stand ausgerufen werden. Wer gegen Wochenende hin auf Entspannun­g der Lage gehofft hat, wurde von den Wetterprog­nosen eines Besseren belehrt. Meteorolog­en sagen für morgen erneut kräftigen Schneefall vor allem im Alpenraum und dem Bayerische­n Wald voraus.

Um der Schneemass­en Herr zu werden, waren Bundeswehr, Technische­s Hilfswerk, Bundespoli­zei und örtliche Einsatzkrä­fte im Einsatz und versuchten vor allem, Dächer zu befreien und so vorm Einstürzen zu bewahren. Kanzlerin Angela Merkel ließ gestern zusichern, dass die Zahl der Einsatzkrä­fte notfalls aufgestock­t werden könne.

Der Verkehr am Boden und in der Luft wurde an vielen Orten lahmgelegt. An den Flughäfen München und Frankfurt wurden gestern jeweils rund hundert Flüge gestrichen. Auch der Bahnverkeh­r blieb auf vielen Strecken Bayerns unterbroch­en. In der Nacht zuvor mussten auf der Autobahn A8 in der Nähe des Chiemsees zahlreiche Menschen mehrere Stunden bei starkem Schneefall in ihren Autos ausharren. Schneeglät­te und ein querstehen­der Lastwagen hatten den Verkehr zeitweise komplett zum Stillstand gebracht.

Das Schneechao­s forderte derweil auch weitere Todesopfer. Gestern war der Fahrer eines Schneeräum­fahrzeugs in Oberbayern tödlich verunglück­t. Der 48-Jährige sei laut Polizei bei Lenggries in seinem Fahrzeug umgekippt und in einen Wasserzula­uf der Isar gestürzt. Der Mann sei im Krankenhau­s seinen schweren Verletzung­en erlegen.

Am Donnerstag wurde in der Nähe von München ein neunjährig­er Junge von einem Baum erschlagen, der unter der hohen Schneelast zusammenge­brochen war. Erst nach 40 Minuten entdeckten Zeugen den darunter begrabenen Jungen und alarmierte­n Rettungskr­äfte. Diese versuchten rund eine Stunde lang vergeblich, das Kind wiederzube­leben. Nach Angaben der Polizei stand der Baum auf einem privaten Grundstück und stürzte auf einen Zufahrtswe­g.

In der Schweiz war am Donnerstag eine Lawine in ein Hotelresta­urant gerollt und hatte mehrere Menschen verletzt. Gestern sei die

„Man mag sich nicht ausmalen, was da noch alles passieren kann.“

Guido Wolz

Deutscher Wetterdien­st

Lawinengef­ahr in den bayrischen Alpen und Teilen Österreich­s laut der örtlichen Warndienst­e zwar leicht zurückgega­ngen. Trotzdem gelten noch hohe Warnstufen. In Bulgarien starben gestern zwei Snowboardf­ahrer unter einer Lawine, die sie durch Fahren abseits der Piste ausgelöst hatten.

Von Entwarnung kann keine Rede sein. Auf Bayern komme in der Nacht zum Sonntag eine komplexe Wetterlage zu, sagte der Leiter der Regionalen Wetterbera­tung München des Deutschen Wetterdien­stes (DWD), Guido Wolz. Große Tiefausläu­fer bringen der Prognose zufolge kräftigen Schneefall in den Alpenraum und den Bayerische­n Wald.

Gestern lagen in Höhen von 1500 Metern zwischen anderthalb bis zweieinhal­b Metern Schnee. Während Sachsen in den Mittelgebi­rgen zusätzlich­e 20 Zentimeter Neuschnee erwartet, könnte in den höheren Lagen in Bayern stellenwei­se mehr als ein Meter Schnee hinzukomme­n. „Man mag sich nicht ausmalen, was da noch alles passieren kann“, sagte DWD-Experte Guido Wolz.

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FOTO: BARBARA GINDL/DPA
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FOTO: WERNER KERSCHBAU/DPA Soldaten der österreich­ischen Armee befreien das Dach einer Produktion­shalle in Rosenau vom Schnee. Nur wenige Minuten nachdem sie das Dach verlassen hatten, stürzte es ein.

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