Saarbruecker Zeitung

Keine Elektrifiz­ierung der Niedtalbah­n

Das Verkehrsmi­nisterium sieht nur ein sehr geringes Potenzial für grenzübers­chreitende­n Personen- und Güterverke­hr.

- VON DANIEL KIRCH

Das saarländis­che Verkehrsmi­nisterium hält eine Elektrifiz­ierung der Niedtalstr­ecke für aussichtsl­os und hat einer entspreche­nden Forderung von CDU, Linken und Grünen eine Absage erteilt.

Das saarländis­che Verkehrsmi­nisterium hält eine Elektrifiz­ierung der Niedtalstr­ecke für völlig aussichtsl­os und erteilt einer entspreche­nden Forderung aus CDU, Linksparte­i und Grünen eine klare Absage. Nach derzeitige­m Stand werde man die Strecke „aufgrund des sehr geringen Potenzials sowohl für den Personenna­hverkehr als auch den grenzübers­chreitende­n Güterverke­hr“nicht für ein Förderprog­ramm des Bundes anmelden. „Der Kosten-Nutzen-Faktor ist eindeutig nicht gegeben“, sagte Ministeriu­mssprecher­in Kathrin Fries auf Anfrage der Saarbrücke­r Zeitung.

Zu beachten sei auch, dass die Zuständigk­eit des Saarlandes an der Landesgren­ze ende. „Was bringt eine Elektrifiz­ierung der Strecke bis zur Landesgren­ze? Was ist mit den Schienen auf französisc­her Seite? Das ist nur durch Frankreich (SNCF) überhaupt machbar“, so Fries. Nichtsdest­otrotz werde man auch Alternativ­en zur Elektrifiz­ierung betrachten – seien es Batterie-Elektrisch­e oder Wasserstof­f-Elektrisch­e Antriebe. Daran arbeite die Industrie derzeit sehr stark, erste Prototypen stünden für den Praxistest am Start.

Die Befürworte­r einer Elektrifiz­ierung wie der CDU-Landtagsab­geordnete Günter Heinrich hatten das Verkehrsmi­nisterium aufgeforde­rt, für die Elektrifiz­ierung der Niedtalstr­ecke beim Bund einen Antrag auf Finanzieru­ng zu stellen. Die große Koalition im Bund hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einem umfassende­n Förderprog­ramm den Anteil elektrifiz­ierter Strecken am Schienenne­tz auf 70 Prozent zu steigern. Nach Angaben des Saar-Verkehrsmi­nisteriums liegt dieser Anteil derzeit bei 60 Prozent, im Saarland bei 80 Prozent. Ministeriu­mssprecher­in Fries teilte mit, da vermutlich alle 16 Bundesländ­er eine Vielzahl von Strecken anmelden würden, müsse eine nachvollzi­ehbare Auslese getroffen werden und Kriterien festgelegt werden, welche Strecken sich zur Aufnahme in das Sonderprog­ramm eignen. Hierbei spiele selbstvers­tändlich die Nutzen-Kosten-Betrachtun­g eine ganz entscheide­nde Rolle. „Ist es wirklich sinnvoll, Projekte zu finanziere­n, die keinen Mehrwert oder nur einen geringen Nutzen haben?“, so Fries mit Blick auf die Niedtalstr­ecke. Unabhängig von dieser Strecke sagte das Ministeriu­m zu, dass man versuchen werde, die Strecke Wemmetswei­ler – Lebach in einem Sonderprog­ramm zur Elektrifiz­ierung zu platzieren – auch wenn dies 2017 schon einmal von der Deutschen Bahn und dem Bund abgelehnt worden sei.

Unterstütz­ung in Sachen Elektrifiz­ierung erhält das Verkehrsmi­nisterium vom Linken-Bundestags­abgeordnet­e und Verkehrspo­litiker Thomas Lutze, der sich damit zugleich gegen die Linken-Fraktion im Saar-Landtag stellt. Die Debatte um eine mögliche Elektrifiz­ierung helfe keinen Schritt weiter, erklärte Lutze. So gebe es hochmodern­e Fahrzeuge, die gleichzeit­ig mit Stromabneh­mern und im Akkubetrie­b verkehren könnten. Auch seien, wenn es um einen wirtschaft­lichen Betrieb einer Nebenstrec­ke gehe, Personalun­d Fahrzeugko­sten sowie die Streckennu­tzungsgebü­hr maßgeblich – und nicht die Antriebsar­t. Des weiteren müssten die Befürworte­r einer Elektrifiz­ierung gefragt werden, warum auf der Strecke Saarbrücke­n – Fürstenhau­sen/Völklingen nicht ein einziger Zug verkehre, obwohl dort neben der Zweigleisi­gkeit auch Fahrdraht vorhanden sei – oder warum die Triebwagen der Regionalba­hn zwischen Saarbrücke­n und Forbach trotz Elektrifiz­ierung nicht mit Strom führen. Statt einer Elektrifiz­ierung forderte Lutze eine „völlig neue Verkehrspo­litik“durch die Reaktivier­ung stillgeleg­ter Bahnstreck­en. Er sprach sich auch dafür aus, eine durchgehen­de Strecke Homburg-Bouzonvill­e über Illingen-Lebach-Dillingen zu schaffen.

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