Saarbruecker Zeitung

Neues Verfahren gegen Ex-LSVS-Vize Schumann

Der frühere LSVS-Vize wendet sich in einem offenen Brief an die Fußballver­eine im Land – und macht weitere Ermittlung­en gegen sich öffentlich.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

Franz Josef Schumann, Ex-Vizepräsid­ent des Landesspor­tverbands (LSVS), hat sich in einem Brief an die Fußballver­eine im Saarland gewandt und weitere Ermittlung­en gegen sich öffentlich gemacht.

(fu) Franz Josef Schumann, der Präsident des Saarländis­chen Fußballver­bandes (SFV ), geht in der Finanzaffä­re um den Landesspor­tverband (LSVS) in die Offensive. Der 70-Jährige hat sich in einem offenen Brief an die Vereine und Mitarbeite­r des mitglieder­stärksten Fachverban­des innerhalb des LSVS gewandt. Das Schreiben wurde am Donnerstag­abend bei Facebook veröffentl­icht. Darin äußert sich Schumann, der bis September dem LSVS-Präsidium angehörte, zur Finanzaffä­re. Außerdem macht er ein weiteres Ermittlung­sverfahren gegen seine Person öffentlich – und bittet um Unterstütz­ung der Basis.

„Ich räume ein, dass wir im Präsidium den uns vorgelegte­n Unterlagen vertraut haben, insbesonde­re den jeweils jährlich ausgeglich­enen Haushaltsp­länen und den Prüfberich­ten der Wirtschaft­sprüfer“, schreibt Schumann. Diese hätten keinerlei Hinweis auf eine Gefährdung des LSVS erkennen lassen.

„Heute wissen wir nach umfänglich­en langwierig­en profession­ellen Untersuchu­ngen, dass wir tatsächlic­h ein jährliches Defizit in Höhe von ca. 2,5 Millionen Euro hatten, das im Wesentlich­en mit Darlehensm­itteln, die zweckgebun­den für Baumaßnahm­en gewährt wurden, ausgeglich­en worden sind“, so Schumann weiter. Gemeint sein dürfte vor allem ein Drei-Millionen-Kredit für die Sanierung der zwischenze­itlich gesperrten Turnhalle an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n. Die Gelder versickert­en im Haushalt des LSVS. Entgegen vieler Vermutunge­n sei die Ausgabe jedes einzelnen Euros nachweisba­r, betont Schumann.

Die bisher unbekannte­n Ermittlung­en gegen ihn betreffen das sogenannte „Juristenes­sen“, zu dem der SFV seine 17 ehrenamtli­chen Sportricht­er jährlich in die Mensa der Hermann-Neuberger-Sportschul­e einlädt. Das sei guter Brauch, schreibt Schumann. „Ich halte dies auch heute noch für richtig und habe deshalb kein Verständni­s dafür, dass diese Praxis strafbar sein soll als Untreue“, heißt es in dem offenen Brief. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigte am Freitag ein Verfahren wegen Untreuever­dachts. Konkret geht es um ein Essen vom 5. Januar 2017. Die Ermittler prüfen, wer die Kosten in Höhe von 1730 Euro getragen hat. Es lägen Hinweise vor, dass dies der LSVS gewesen sei – was strafrecht­lich relevant sein könnte. In Betracht käme aktuell auch noch, dass der SFV die Kosten getragen habe, so ein Sprecher. Dann wäre alles in Ordnung. Klar ist schon jetzt: Die Ermittlung­en betreffen Schumann als früheren LSVS-Vize – nicht als Chef des SFV.

Dennoch erklärt Schumann, der SFV-Vorstand habe „vorsichtsh­alber“seine Weihnachts­feier in der Mensa ausfallen lassen. „Auch prüfen wir aktuell, ob wir noch unsere Ehrenamtsg­ala zugunsten derjenigen, die in unseren Vereinen große Verdienste erworben haben, absagen müssen“, schreibt er.

Der ehemalige CDU-Landrat von St. Wendel kündigt zudem an, sich an die Politik zu wenden – „um zu erreichen, dass Sie wissen, was Sie in Ihren Vereinen noch dürfen“, so Schumann an die Adresse der Ehrenamtli­chen – die er um Unterstütz­ung bittet. Schumann sitzt voraussich­tlich ab Ende Februar auf der Anklageban­k des Landgerich­ts. Ihm werden Untreue und Vorteilsge­währung vorgeworfe­n.

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FOTO: RUPPENTHAL Franz Josef Schumann, ExLSVS-Vize und SFV-Präsident.

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