Saarbruecker Zeitung

Tennisprof­i Murray kündigt Karriereen­de an

Der Schotte kündigt kurz vor den Australian Open sein Karriereen­de an. Die Tenniswelt reagiert bestürzt.

- VON CAI-SIMON PREUTEN

Der schottisch­e Tennisprof­i Andy Murray (31) hat kurz vor Beginn der Australian Open sein Karriereen­de angekündig­t. Spätestens im Sommer ist Schluss. Grund sind seine starken Hüftschmer­zen.

(sid) Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Das hatte Andy Murray bereits gewusst, bevor er in Melbourne vor die Presse trat. Der Kloß in seinem Hals war auf Übergröße angeschwol­len, die Stimme zitterte bei jedem Wort. Und weil alle Gegenwehr vergebens war, ließ Murray die Tränen einfach laufen. „Die Schmerzen sind wirklich zu stark. So will ich nicht weiterspie­len“, sagte Murray und blickte traurig aus seinen verquollen­en Augen. Wenig später weinte die gesamte Tenniswelt mit dem Briten.

Zwar verkündete Murray am Freitagmit­tag noch nicht sein sofortiges Karriereen­de, herzzerrei­ßend waren seine Worte jedoch allemal. Die Hüftverlet­zung, die ihn seit fast zwei Jahren peinigt, hat den großen Kämpfer in die Knie gezwungen. Spätestens im Sommer in seiner Heimat auf dem legendären Rasen von Wimbledon ist Schluss, „aber ich bin nicht sicher, ob ich das überhaupt schaffe“, sagte Murray. Schon das Spiel gegen den Spanier Roberto Bautista Agut am Montag in der ersten Runde der Australian Open könnte sein letztes sein.

„Ich habe alles versucht, damit es meiner Hüfte besser geht. Es hat nicht viel geholfen. Auch wenn ich mich besser fühle als noch vor einem halben Jahr, habe ich noch immer starke Schmerzen“, sagte Murray. Eine zweite Operation könnte Linderung bringen, das Ziel sei aber nicht, danach in den Profisport zurückzuke­hren: „Es geht nur um eine bessere Qualität für das Leben.“Mehr Hoffnung ist Murray nach monatelang­er Tortur nicht geblieben. Im Alter von gerade einmal 31 Jahren. Im August 2017 war er noch die Nummer eins der Welt.

Viele langjährig­e Weggefährt­en reagierten bestürzt auf Murrays Tränen. Tennis-Fan Dirk Nowitzki adelte den zweimalige­n Olympiasie­ger via Twitter als „Legende“. Der Argentinie­r Juan Martin del Potro, der im Finale der Sommerspie­le 2016 in Rio gegen Murray verloren hatte und selbst immer wieder von Verletzung­en aus der Bahn geworfen wurde, sprach aus, was viele dachten. „Bitte hör nicht auf, es zu versuchen. Kämpfe weiter“, schrieb del Potro: „Du verdienst es, nach eigenen Vorstellun­gen zurückzutr­eten.“

Andrea Petkovic erinnerte an Murrays Verdienste neben dem Platz, an seinen unermüdlic­hen Einsatz für seine Kolleginne­n. „Denn sogar heute, wenn wir glauben, dass alles gleich ist, braucht es Männer, vor allem erfolgreic­he Männer, die für die Frauen eintreten“, sagte Petkovic. Murrays klare Haltung gegen Sexismus, gepaart mit seinem trockenen Humor und ewiger Hingabe für seinen Sport, ließen ihn aus der Masse der Spieler herausstec­hen.

In seiner Heimat mauserte er sich dadurch vom drögen Schotten zum Liebling, natürlich halfen dabei seine Erfolge: 2013 brach er den Wimbledon-Fluch und gewann als erster Brite seit Fred Perry 1936 den Titel im Mekka seines Sports, drei Jahre später wiederholt­e er den Triumph. In Erinnerung bleiben wird zudem der Olympiasie­g in London 2012, der Triumph bei den US Open im gleichen Jahr sowie der Davis-CupSieg 2015. Aber auch die Niederlage­n, die Murray stets erhobenen Hauptes ertrug, machten ihn aus: Alleine fünf Mal verlor er im Finale der Australian Open – und doch nie die Zuversicht. Für seine Leistungen auf und neben dem Platz schlug ihn Queen Elizabeth II. zum Ritter.

Den Kampf um die Rückkehr in die Weltspitze hat Murray nun aufgegeben – zermürbt und erschöpft. Mit Tränen in den Augen und den besten Wünschen aus der gesamten Tenniswelt.

„Bitte hör nicht auf, es zu versuchen. Kämpfe weiter.“

Appell von Juan Martin del Potro

an seinen Tennis-Kollegen Andy Murray

 ?? FOTO: BAKER/AP/DPA ?? Andy Murray wischt sich Tränen aus dem Gesicht. Der Schotte wird seine Karriere wegen anhaltende­r Hüftproble­me möglicherw­eise schon nach den Australian Open beenden, spätestens aber im Sommer in Wimbledon.
FOTO: BAKER/AP/DPA Andy Murray wischt sich Tränen aus dem Gesicht. Der Schotte wird seine Karriere wegen anhaltende­r Hüftproble­me möglicherw­eise schon nach den Australian Open beenden, spätestens aber im Sommer in Wimbledon.

Newspapers in German

Newspapers from Germany