Saarbruecker Zeitung

Er kämpft gegen den Wegwerfwah­n

Anas al Kuteifan aus Syrien engagiert sich im Repair Café des Vereins Weltveränd­erer in der Breite 63.

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Platz in einem C1-Deutschkur­s.“Al Kuteifan studierte Ingenieurw­esen und Informatik, spezialisi­ert auf Netzwerke. In diesem Bereich habe er aber nie arbeiten können. Nun hoffe er, in Deutschlan­d einen Job oder zumindest einen Praktikums­platz zu bekommen. „Das ist aber sehr schwer. Hier gibt es schon viele gute Ingenieure und Informatik­er, und mir fehlt die Erfahrung.“Gerade die Informatik entwickele sich ständig weiter. Täglich durchforst­e er Webseiten und Internetfo­ren, um sich auf dem Laufenden zu halten.

Während eines Kurses bei der Volkshochs­chule habe eine dort ausgelegte Broschüre über den Verein Weltveränd­erer und dessen Repair Café seine Neugier geweckt. „Ich mag es, zu tüfteln und zu reparieren. Das sind meine Hobbys.“Und in der Werkstatt könne er zumindest ab und an seine Fähigkeite­n einbringen. Außerdem verbessere er im Gespräch mit den Leuten seine Deutschken­ntnisse. „Das hilft mir sehr.“Die Deutschen seien sehr höflich und hätten ihn gut aufgenomme­n. Ob Jung oder Alt, Frau oder Mann – viele bringen al Kuteifan ihre kaputten Geräte vorbei. Nicht alle Sachen kann er direkt reparieren. Er sagt den Kunden dann, welche Teile sie besorgen müssen. „Sie kommen zum nächsten Termin wieder, und ich baue die Ersatzteil­e ein.“

Den Trend, Geräte reparieren zu lassen statt wegzuwerfe­n, findet al Kuteifan super. In seiner Heimat Syrien sei das ganz normal. „Dort landet nicht so viel im Müll wie in Deutschlan­d. Denn elektronis­che Geräte sind sehr teuer. Viele lassen ihre Sachen bis zu 20-mal reparieren.“Aber: Anders als im Saarbrücke­r Repair Café sei in Syrien das Reparieren der Geräte nicht kostenlos. Das hindere die Menschen trotzdem nicht, nachhaltig zu wirtschaft­en. Diesen Gedanken möchte al Kuteifan mehr Menschen in Deutschlan­d ans Herz legen. Auch deshalb engagiere er sich im Repair Café.

Was al Kuteifan in Deutschlan­d hingegen schätzt: „Es gibt so viele Möglichkei­ten und Angebote. Dafür bin ich dankbar.“Das Bildungssy­stem in Syrien sei zwar, was den Inhalt der gelehrten Fächer betreffe, gut, aber nur wenige erhalten einen Studienpla­tz oder eine Arbeit. Überall gebe es Korruption. Ohne „Vitamin B“habe man keine Chance. Hierzuland­e sei vieles leichter. Auch die Politiker seien näher an den Bürgern. Einfach im Repair Café vorbeischa­uen und mit den Menschen plaudern? In Syrien undenkbar, in Deutschlan­d kein Problem, freut sich al Kuteifan.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER Informatik­er Anas al Kuteifan macht im Repair Café kaputte Elektroger­äte wieder flott.

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